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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0036

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26

DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

das künstlerische Erbteil der Schule hinstellen wollen L Jeden-
falls genügt ein Blick auf die Skulpturen von Olympia, auf
die Mehrzahl der Werke der sogenannten Pasitelischen Schule,
auf Köpfe wie beispielsweise der Arch. Ztg. 1877 Taf. 8 ab-
gebildete, auf die Stützfiguren der Korinthischen Spiegel, die
doch gewiss keinen Grund zur Traurigkeit haben, auf den oben
unter Nr. 1 erwähnten Bronzekopf, um zu erkennen, dass
man diese Art des ernsten und herben Ausdrucks nicht im
Einzelfalle zur Deutung gebrauchen darf, und dass ein Werk,
das ihn, wie unser Relief, zeigt, stilistisch in dieselbe Reihe
gehört. Dass auch dieser Kopf das Olympische Mass hat,
bestätigt diese Zuteilung, dazu kommt der breite kurze Hals
der sich hier überall findet und die eigentümlich ungeschickte
Art, wie die Hand auf der Hüfte liegt, welche sich in Olympia
und an der unter der vorigen Nummer beschriebenen Athe-
nastatuette findet.

Bei dem Vergleich mit dem Athenatorso der vorigen Num-
mer erkennen wir sofort den grossen Fortschritt in Bezug auf
die Stellung; wir haben hier das erste Werk, in welchem jener
oft und zuletzt von Studniczka (’Ecpyiyspk apyaioX. 1887 S. 151)
charakterisirte unentschiedene Stand bei vollem Auftreten bei-
der Sohlen aufgegeben ist. Ebenso beweist die Art, wie der
Busen unter dem Gewand ano-edeutet ist, die verständnissvolle
Bildung der Arme, die feine Modellirung des Kopfes und die
naturgemässe Bildung des Auges eine fortgeschrittene Kunst.
Wir dürfen daher wohl unbedenklich dieses Relief für das
jüngste unter den aufgezählten Werken halten und werden es
nicht mehr sehr weit von der Zeit der Parthenonskulpturen
abrücken, so dass es geeignet sein dürfte, die von Furtwäng-
ler beklagte Lücke in der Kunstgeschichte vor Phidias aus-
zufüllen (vgl. Athen. Mitth. V. S. 40 Anm. 1).

Aus der obigen Zusammenstellung von Monumenten1 2 können

1 Lange in diesen Mittheilungen VII S. 208.

2 Von den beiden von Furlwängler (Alben. Mitth. V S. 40) erwähnten
Olympischen Köpfen aus Attika kenne ich nur den Brauronischen, welcher
 
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