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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Weißhäupl, Rudolf: Attische Grablekythos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0052

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42

ATTISCHE GRABLEKYTHOS

Für die Technik der Firnisszeichnung sind die zahlreichen
Farbnüancen charakteristisch, die vom tiefsten Schwarz bis
zum goldigsten Gelb schwanken. Die Umrisse der Jünglings-
gestalt samt dem Himation, die Schlüsselbeine, die untere
Begrenzung des Brustkastens und die Innenzeichnung der Bei-
ne sind mit schwarzen Relieflinien gegeben. Im Übrigen ist
die Innenzeichnung lichtgelb. Die Umrisse der Frau sind breit
und verschieden abgetönt. Man sieht deutlich, wie der Pinsel
an gewissen Stellen absetzte, manchmal leicht, dann wieder
schwer geführt wurde. Bei dem Grabmale sind die Umrisse
dunkler als die Trennungslinien der Basisstufen.

Schon darnach wird man kaum behaupten wollen, dass das
Bild mit allzugrosser Sorgfalt hergestellt wurde. Hierzu kommt
folgendes. Die Umriss-und teilweise auch die Innenzeichnung
wurden vor ihrer endgültigen Fixirung mit Firniss in sehr
ausführlicher Weise mit einem ganz schmalen, stumpfen In-
strumente in den weichen Thon eingedrückt. Ich kenne aber
kein Gefäss, wo die Unterschiede zwischen Skizze und Aus-
führung so auffällig und störend hervorträten als hier. Die
Firniss-Contouren liegen teils innerhalb, teils ausserhalb je-
ner ursprünglichen Linien. An dem Himation der Frau ist
bloss der untere Saum nachgezogen. In der Skizze ist auch
der Wurf desselben ziemlich deutlich ausgeprägt. Es geht über
die 1. Schulter hinter den Rücken, kommt an der r. Seite
hervor und ist quer über den Körper gezogen. Ausserdem weist
es, wie der Chiton der Frau und das Himation des Jünglings,
reiche Falten auf. Letzteres verhüllte zudem den 1. Arm bis
zur Handwurzel. Eindrücke in dem Giebel der Stele lassen
schliessen, dass auch hier ein Schmuck (Tänie?) angebracht
werden sollte. Ich wreiss für so weitgehende Abweichungen
der Ausführung von der Skizze keine andere Erklärung, als
dass hiebei verschiedene Hände im Spiele sind, eine Arbeits-
teilung, die ja an und für sich nicht befremdlich sein kann1.

i Vgl. Blümner Technologie II 86, 1; 79, O. Jahn Münchener Vasenka-
talog GXLII 1023.
 
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