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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Weißhäupl, Rudolf: Attische Grablekythos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0056

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ATTISCHE GRABLEKYTHOS

nament der zweiten Gruppe, die Ranke mit drei Palmetten,
freilich in Verbindung mit zwei Motiven, die gerade gewissen
Lekythen der Übergangszeit eigentümlich sind, den beiden
Blüten und dem Eierstab. Und eine der merkwürdigsten Be-
sonderheiten : trotz des gelblichen Überzuges stellt das Bauch-
bild eine Scene am Grabe dar. So stimmt auch die Stellung,
die unser Gefäss in der Masse der weissgrundigen Lekythen
einnimmt, zu dem Zeitansatz, welchen ich oben aus stilistischen
Gründen für dasselbe gefordert habe.

Es sind aber hauptsächlich zwei Dinge, welche die Lekythos
einer besonderen Besprechung wert erscheinen Hessen: einer-
seits die merkwürdige Form des Grabdenkmals, andererseits
die eigentümliche Technik, auf den lichten Grund weisse Farbe
aufzuhöhen. Bezüglich des ersteren Punktes war ich lange
im Zweifel, ob in dem Bilde wirklich nur ein einziges Monu-
ment zu erkennen sei, oder ob nicht vielmehr der Künstler
eine Zweizahl von Denkmälern im Auge hatte, indem er in
seiner Unkenntniss der Perspective das Hintereinander eines
altarähnlichen Baues und einer Stele in ein Übereinander ver-
wandelte. Ich muss aber nunmehr doch die erste Auffassung
für die weit wahrscheinlichere halten. Es wäre entschieden
merkwürdig, wenn ein Maler aus der Mitte des V. Jh. nicht
den geringsten Versuch gemacht hätte, die Selbständigkeit
der beiden Denkmäler irgendwie anzudeuten. Er brauchte zu
diesem Zwecke ja nur, wie ähnliche Beispiele lehren, zwischen
dem Altäre und der untersten Stufe der Stelenbasis einen klei-
nen Zwischenraum zu lassen. Dies zugegeben gewinnt die Le-
kythos weittragende Bedeutung. Ungesucht bietet sich näm-
lich der Vergleich dar zwischen der Grabmalform wie sie hier
erscheint, und dem Maussolleum von Halikarnass und seinen
Verwandten, zumal dem Löwengrab von Knidos und dem
kleineren Grabmal von Mylasa1. Das Prinzip der Anlage ist

i Vgl. die Zusammenstellung bei Newton A history of discoveries al Hali-
carnassos, Onidos ancl Branckidae I Tat. 31, das Löwengrab von Knidos
ebenda Taf. 61-11'.; das Grabmal von Mylasa neuerdings bei Benndorf, Ly-
kien I Taf. 49,
 
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