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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Rossbach, Otto: Zur Nemesis des Agorakritos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0078
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68

ZUR NEMESIS DES AGORAKRITOS

der Figuren wird wohl so zu denken sein, dass die Hirsche,
welche ihrer Gestalt nach mehr hervortreten als die Niken, die
beiden äussersten Stellen einnahmen, dass also der Stephanos
mit vier Hirschen und drei Niken bekrönt war und an vierter
(mittelster) Stelle eine Nike stand. Die zeitlich nächste Ana-
logie für diese Figurenreihe bietet der Helm der Athena Par-
thenos des Phidias. Nach den zuverlässigsten Nachbildungen,
dem Petersburger Goldmedaillon und der Gemme des Aspa-
sios, sprangen aus demselben unmittelbar über dem Stirn-
schirm die Vorderteile von Pferden hervor* 1. Man wird daher
auch für Agorakritos anzunehmen haben, dass er die Hirsche
nur in halber Figur bildete. Hierfür spricht auch der Um-
stand. dass die ganze Gestalt der Vierfüssler sich viel weniger
zur ornamentalen Verzierung des Stephanos eignete. An eine
Verbindung der Tiere mit den Niken in der Weise der ‘asia-
tischen Artemis’, wie sie J. P. Six (a. e. 0. S. 100) annimmt,
ist nicht zu denken2. Pausanias würde sich in diesem Falle
anders ausgedrückt haben, etwa ähnlich wie HI 18, 14 in der
Beschreibung des amykläischen Thrones, wo er von 0Y)p(ct av«
OeovTa. spricht3; ausserdem sind die Löcher auf dem Kopfe der
Nemesis viel zu gross als dass sie, wenn auch nur zum Teil,
von den Befestigungen der Hinterfüsse von Hirschen herrüh-
ren könnten.

Die übrigen Löcher auf der oberen Kopffläche und dem Hin-
terkopf dienten wahrscheinlich teils zur Befestigung des Ste-

verbreilenden Culte in Verbindung stehn ; Götterbilder können es aber nicht
sein, da die meisten Exemplare hohe Kothurne tragen.

1 Kieseritzky (Athen. Mittheil. VIII S. 294 und 302) erkennt hier auf dem
Petersburger Medaillon Greifenköpfe, die mit Rehköpfen abwechseln; Furt-
wängler (Arch. Jahrb. IV S. 47) auf der Aspasiosgemme Rehe oder Hirsche
und Pegasoi. Aber die Abwechslung auf beiden Denkmälern ist keine re-
gelmässige, und die vermeintlichen Unterschiede sind nur durch Zufälle bei
der in so kleinen Dimensionen schwierigen Arbeit bedingt. Es sind viel-
mehr ebenso wie auf den attischen Tetradrachmen nur Pferde zu erkennen
(Catalogue of Greek coms in the British Museum, Attica Taf. 8 fg.). Vgl. Pos-
nansky a. a. O. S. 25 Anm. 3.

2 [Anders Studniczka, Kyrene S. 160].

3 S. Arch. Zeit. XLIII (1885) S. 272 fg. (F. Marx).
 
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