Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

DOI Heft:
[Heft 1]
DOI Artikel:
Brueckner, Alfred: Porosskulpturen auf der Akropolis, 2, Der grössere Tritongiebel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

POROSSKULPTUREN AUF DER AKROPOLIS

fremdartigen Putz des Löwenfelles. So wird jeder scharf sei-
nem Wesen, seiner Bedeutung entsprechend bezeichnet. Dem
gegenüber mussten die Typhonköpfe mit ihrem derben Haar,
in ihrer Schmucklosigkeit, mit ihren wüsten Bärten einheit-
lich als die rohen Gesellen erscheinen, welche aller Kultur der
Welt feind sind. Der Mann, der im frohen Besitze der einfa-
chen und doch vielfältigen Kunstmittel seiner Zeit so bedacht

O

war auf Abwechselung, dass er selbst die Köpfe eines und des-
selben Wesens in Einzelheiten wie der Haarfarbe, der Bildung
der Nase, des Auges, des Mundes bewusst verschieden sein
Hess, hat den attischen König nimmermehr ohne ein Zeichen
seiner Würde, ohne crTscpavri im Haar, jenen wüsten Genossen
gleich gebildet, mit demselben grasgrünen Auge, das auch
der vorderste der Typhonköpfe hat. Und deshalb, und weil
er zu jenem Kopfe in den Maassen auf das genaueste stimmt,
halte ich es für unmöglich den Kopf des Blaubart von dem
ihm angewiesenen Platze fortzunehmen. So grosse derbe Köpfe
wie den des Blaubart verwendete man auf Schilden als cUro-
TpoTCcua., wie aus zwei ausserattischen Vasen zu lernen ist: auf
der einen von beiden giebt der Maler dem Kopfe, der trotz des
Fehlens der Schlangen, da wir wissen, dass der Kopf des Ty-
phon als Schildzeichen diente, eben als solcher zu benennen
sein wird, die Augenbildung der Typhonköpfe unseres Gie-
bels. während die Träger der Schilde ein Auge haben, dessen
Schmalheit nach den Augenwinkeln zu sich mit dem Auge
des Zeus vergleichen lässt L Wohl wird einmal auf einer altat-
tischen Vase, deren Zeichnung mit der der Typhonköpfe auch
sonst viel verwandtes hat, der mächtige Kopf des Dionys mit
ähnlichem Auge und ähnlicher Haartracht dargestellt, aber

-• Zum Typhon als Schildzeichen siehe Mayer, Giganten und Titanen S.
275. Athen. Mittheilungeu 1889, S. 73. Gerhard, Auserlesene Vasenbilder
Taf. 258, 3. 4. Musee Dlacas Tat. 5. 6; zu letzterer Vase vgl. Urlichs, Beiträge
Taf. 7. 8 aus Korinth, zu ihrer Schalenform ferner noch Museo Grcgcriano II
72, 1. München 335 und Berlin 1672 nach Furtwängler chalkidisch. Viel-
leicht ist auch der ‘grosse Silenskopf' in Karlsruhe 171 ein Typhon.
 
Annotationen