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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Brueckner, Alfred: Porosskulpturen auf der Akropolis, 2, Der grössere Tritongiebel
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0130
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POROSSKULPTUREN AUF DER AKROPOLIS

sich die Unterschiede in beiden Fällen je aus der Aufgabe
heraus ergehen.

Man kann Bedenken tragen, die beiden grossen Giebel noch
als Reliefs zu bezeichnen. Wenigstens trifft die Definition des
Reliefs ‘ Darstellung auf der Fläche mittelst Bewegung der
Fläche’ nicht mehr auf dieselben zu, und die Arbeit ist so ge-
macht, dass der Beschauer den Eindruck statuarischer Werke
erhalten musste. Im Tritongiehel löst sich der Leib des Meer-
dämon so weit vom Grunde los, dass seine Verbindung mit
ihm an keiner Stelle sichtbar war. Und wie der Tritonleib und
wie der des Herakles, so konnten auch ihre Arme in statua-
rischer Gruppe nicht runder und freier gebildet werden. Denn
wenn auch der mangelhafte Erhaltungszustand der Brust des
Triton den Schluss auf eine ehemalige Verbindung der ringen-
den Arme mit dem Leibe noch erlauben würde, so liefern doch
die Bruchstücke der Arme und Hände selbst den Beweis, dass
sie freigearbeitet waren und also die Vorstellung von statua-
rischen Gruppen noch verstärkten. Vor allem musste jedoch
dieser Gedanke bei den Giebelzwickeln entstehen. Es ist nicht
in den bisherigen Abbildungen, wol aber an den Originalen
deutlich zu erkennen, wie gegen die Enden zu die Schlangen-
körper immer mehr zum vorderen Band des Giebelfeldes vor-
gezogen sind: notwendigerweise, denn im Hintergründe wä-
ren sie niemals gesehen worden. Da hat sich denn der Bild-
hauer um den Reliefgrund nicht mehr gekümmert, sondern
hat je von der Stelle an, wo die Windungen der Tierleiber
zum letzten Male über einander liegen, den Leib völlig frei
und rund ausgearbeitet. Aber vergegenwärtigt man sich den
Anblick der vollständigen Giebel, so muss der Umstand der
völligen Loslösung an den beiden Enden, der weite Raum,
der hier die Giebelwand von dem Bildwerk trennte, gradezu
den Sachverhalt verdeckt haben, nach welchem Giebelwand
und Skulpturen zum allergrössten Teile eins waren. So wirkte
die Fläche, von welcher sich technisch genommen die Relief-
figuren erheben, nicht wie die Grundfläche des Reliefs, son-
dern nur als die von der Architektur geforderte Giebel wand,
 
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