Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

DOI Heft:
[Heft 1]
DOI Artikel:
Brueckner, Alfred: Porosskulpturen auf der Akropolis, 2, Der grössere Tritongiebel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0134
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
124

POROSSKULPTUREN AUF DER AKROPOLIS

sich bewusst zu werden, mit welcher Schärfe und Reinheit
das Besondere jedes der beiden Reliefstile bis in alle Einzel-
heiten hinein beobachtet und durch geführt ist. Ein Reispiel
mag hier genügen um zu zeigen, wie sehr nicht allein die Mo-
dellirung sondern auch die Zeichnung und ganze Composition
verschieden war für diese Künstler, je nachdem sie im Stile
des Flachreliefs oder des statuarischen arbeiteten. Am Hera-
kles, welcher nach der Seite gerichtet die Keule gegen die
Hydra schwingt, ist die Frust genau von vorn gegeben, so wie
auf den gleichzeitigen Vasenbildern und noch bis zum Krater
des Euphronios, an den Typhonkörpern aber erscheint die
Brust ganz natürlich gestellt, das eine Mal genau von der Seite,
das andere Mal in Dreiviertelansicht.

Die grossen Giebel sind nur rund 2 ’/2 Meter länger als die
kleinen, und doch welch bedeutender Unterschied in der Höhe
des Reliefs! Wie anders, wie viel kräftiger müssen im Ein-
klang mit dem tiefen Giebelfeld die Formen des Gebäudes ge-
wirkt haben, welches die grossen Giebel an seinen Stirnen
trug! Wir würden vor einem Rätsel stehen, wenn nicht Dörp-
feld’s Erklärung des linken Endstückes vom Triton zur Lösung
verhülle. Wenn das Auflager, welches unter der Schwanz-
flosse des Triton in einer Höhe von 0,22 angearbeitet ist, die
Basis der Skulpturen war und innerhalb des Giebelfeldes lag,
so folgt daraus, dass der Giebel des Gebäudes nicht 1 Meter
Höhe besass sondern 1,22 und dass seine Länge nicht nur 8,50
betrug, sondern die Strecke jederseits hinzugerechnet, welche
der Giebelwinkel von 13° braucht, um sich zur Höhe von 0,22
zu erheben, rund 10,50 m. Rechnet man hierzu die Ablauf-
breite des schrägen Geison, welches auf beiden Seiten den Gie-
bel einrahmte, so wäre ungefähr 1 2 - 13 Meter die Breite

des Gebäudes, welches unsere Giebel schmückten. Die allein
bisher nachgewiesenen Fundamente des ältesten, des von Pisi-
stratus angelegten Säulenumganges noch entbehrenden Athe-
natempels besitzen eine Breite von 14 Metern1. Der Tempel

i Siehe Dörpfeld, Athen. Mitlheilungen 1886 S. 344 ff. Antike Denkmäler
1886 Taf. 2,
 
Annotationen