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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Heberdey, Rudolf: Zur Statue des Antenor
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0140
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ZUn STATÜE DES ANTENOR

verweisen, welche R. Borrmann in Jahrbuch III S. 272 Fig.
6 und S. 274 Fig. 13 und 13 a veröffentlicht hat; lehrreich
ist auch die Säule mit der Inschrift des Euenor ebenda S. 273
Fig. 9; an welcher über der Bleihaube noch 7 cm hoch die
Füllung des Kanals erhalten ist. Durch diese Annahme erklärt
sich auch die Erweiterung des angeblichen Dübelloches nach
oben, die offenbar den Verguss erleichtern sollte. In manchen
Fällen fand nun der Verguss des Schaftes und der Statue auf
einmal von oben statt: dann linden sich am Grunde des Plin-
thenausschnittes eine oder mehrere vertiefte Rinnen, durch
welche das Blei vom Rande der Mitte zugeleitet wurde (so
beispielsweise a. 0. Fig. 6 ; vier solche Rinnen besass, wie
die Erhabenheiten des erhaltenen Vergusses lehren, das Kapi-
tell zu Fig. 9. a. O.). In unserem Falle fehlen solche, der Ver-
guss hat also getrennt Statt gefunden: auch dafür lässt sich,
so wenig die Thatsaclie an sich einer Erklärung bedarf, ein
spezieller Grund angeben. Das 4 cm tiefe Doch in der Plinthe
setzt ja auf alle Fälle einen in dasselbe eingreifenden Dübel
voraus, der allerdings nicht zur Befestigung dienen konnte.
Vielmehr war der Zweck offenbar der, einen festen Punkt in
der Basis zu haben, auf den die Figur beim Einlassen von oben
herab hingeleitet, und um den sie erforderlichen Falles ein we-
nig gedreht werden konnte, um sie genau in Vorderansicht zu
bringen1. Die Anbringung eines solchen Dübels schloss aber
den gleichzeitigen Verguss von Schaft und Statue von vornher-
ein aus.

Der ganze Hergang stellt sich also ungefähr folgendermassen
dar. Nach Herstellung der Vertiefungen für Schaft und Plin-
the, des Gusskanales und seiner Erweiterung nach oben wur-
den zunächst Schaft und Basisplatte vergossen. Gleichzeitig
wurde ein vorstehender Stift—dessen Platz durch Zirkelschlag
genau zu bestimmen war — in der oberen Erweiterung des

1 Ebendemselben Zwecke dienten auch die Dübel in den Säulentrommeln
z. B. des Parthenon, wo eine solche Festlegung des Mittelpunktes heim
gegenseitigen Abschleifen der Trommeln notwendig war.
 
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