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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Heberdey, Rudolf: Reliefs aus Thessalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0218

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208

RELIEFS AUS THESSALIEN

streckt. Meist wird diese Haltung durch irgend ein Attribut
oder durch das vor das Gesicht gezogene Gewand motivirt —
nicht immer glücklich, man sehe die Stelen oben XII. S. 75.
78 und den Jüngling auf Taf. VII.

Sehr charakteristisch sind die Hände gezeichnet: entweder
sind sie. mit dem Handteller nach oben, grade vorgestreckt,
so dass die Finger — in diesem Falle meist nicht alle angege-
ben— leise gekrümmt, parallel neben einander liegen, oder
— und das ist der häufigere Fall—sie sind so gedreht, dass
der Handteller, bez. Handrücken dem Beschauer zugekehrt ist.
während gleichzeitig in dem Bestreben, alle Finger zu zeigen,
dieselben in oft ganz unnatürlicher Weise herumgeschlagen
und nebeneinander angeordnet werden. Bei den sorgfältiger
gearbeiteten Stelen, z. B. bei den Mädchen von Pharsalos,
oder der Spinnerin, macht dies einen zierlichen Eindruck,
der bei den übrigen leicht dem der Manier weicht: ganz ver-
unglückt und geradezu unschön ist die linke Hand der Frau
und ebenso des Kindes auf Taf. VI.

Dieselbe Gleichartigkeit, ja Armut in den Motiven finden
wir auch in der Gewandbehandlung. Nicht bloss ist die Tracht,
wenigstens hei den Männern, stets fast vollkommen identisch
(kurzer, gegürteter Chiton, Chlamys, Petasos, Stiefel), was mit
den Verhältnissen des wirklichen Lebens Zusammenhängen
mag; auch die Anordnung der einzelnen Gewandstücke ist
fast Zug um Zug übereinstimmend. Man sehe nur, wie die
Chlamys, auf der rechten Schulter genestelt, in zwei dreiecki-
gen Zipfeln über den Chiton herabfällt und zwischen densel-
ben hinten stets noch einen Teil des Chiton (in einem Falle
das Wehrgehenk) zum Vorschein kommt.

Dasselbe gilt von der Faltengebung. Im Allgemeinen sind
die Künstler sparsam in der Verwendung von Falten, diese
selbst sind mit sicherer Hand, aber schematisch gezogen, meist
etwas wulstig, so dass man den gewiss beabsichtigten Eindruck
des dicken Wollstoffes erhält. Wo dagegen, wie bei der Frau
auf Taf. VII, ein Versuch gemacht wird, vom alten Schema
abzuweichen und die künstlich gelegten Falten eines Leinen-
 
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