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ZUR GESCHICHTE DES GRIECHISCHEN ALPHABETS
durch den Einfluss, den das Bekanntwerden mit einem gleich-
artigen Alphabet ausübt, die Wirkung erzielt werde, dass
ein ungleichartiges Alphabet entsteht, ist wohl wenig wahr-
scheinlich. Auch Taylor’s schöner Versuch, die Identität von
X = / und -f = c (Samech) zu läugnen, kann den Thatsachen
nicht Stand halten und Clermont-Ganneau’s Hypothese ist von
Gardthausen widerlegt worden, der aber in dem positiven
Teile seiner Untersuchung zu künstlichen und vor allem un-
O
beweisbaren Annahmen gelangt ist.
Unter solchen Umständen wird ein neuer Versuch der Lö-
sung wenig willkommen sein. Er sei dennoch gewagt; viel-
leicht trägt er wenigstens dazu bei, die Methode zu finden, mit
welcher das Problem gelöst werden kann.
Man wird zunächst davon ausgehen müssen, dass <$> in der
W ertung von <p beiden Gruppen gemeinsam ist und daher zwar
nicht gleiches Alter mit den phönikischen Buchstaben bean-
spruchen darf, aber doch zu einer Zeit erfunden worden sein
muss, als die Gruppenteilung der Alphabete noch nicht vor-
handen war. Dennoch ist uns ein Zustand griechischen Alpha-
betes erhalten, in welchem das <p noch keinen Platz gefunden
hat, wrenn nämlich das älteste theräische als ein Repräsentant
einer bestimmten Stufe gemeingriechischen Alphabetes ange-
sehen wird. Zu dieser Annahme ist man aber berechtigt, weil
das theräische Alphabet die für die Gruppenscheidung charak-
teristischen Buchstaben überhaupt noch nicht besitzt, das-
selbe also entweder genau in seinem erhaltenen oder doch in
einem nur wenig abw eichenden älteren Zustande, aus w elchem
sich der erhaltene selbständig entwickelt haben müsste, ein-
mal gemeingriechisch gewesen sein muss. Dieses Alphabet
drückt nun, wie bekannt, die Aspiraten durch ®H. KH und
PH, c und <1 durch KM und PM aus. Die völlige Analogie
dieser Zeichen wird durch die Verwendung des ®H für TH.
wie zu erwarten gewesen wäre, gestört, doch bietet diese Ab-
weichung keine ernstliche Schw ierigkeit, da ja sowohl Theta
als auch Tau aus dem phönikischen Alphabet recipirt sind,
also von vorneherein vorhanden waren und daher verwendet
ZUR GESCHICHTE DES GRIECHISCHEN ALPHABETS
durch den Einfluss, den das Bekanntwerden mit einem gleich-
artigen Alphabet ausübt, die Wirkung erzielt werde, dass
ein ungleichartiges Alphabet entsteht, ist wohl wenig wahr-
scheinlich. Auch Taylor’s schöner Versuch, die Identität von
X = / und -f = c (Samech) zu läugnen, kann den Thatsachen
nicht Stand halten und Clermont-Ganneau’s Hypothese ist von
Gardthausen widerlegt worden, der aber in dem positiven
Teile seiner Untersuchung zu künstlichen und vor allem un-
O
beweisbaren Annahmen gelangt ist.
Unter solchen Umständen wird ein neuer Versuch der Lö-
sung wenig willkommen sein. Er sei dennoch gewagt; viel-
leicht trägt er wenigstens dazu bei, die Methode zu finden, mit
welcher das Problem gelöst werden kann.
Man wird zunächst davon ausgehen müssen, dass <$> in der
W ertung von <p beiden Gruppen gemeinsam ist und daher zwar
nicht gleiches Alter mit den phönikischen Buchstaben bean-
spruchen darf, aber doch zu einer Zeit erfunden worden sein
muss, als die Gruppenteilung der Alphabete noch nicht vor-
handen war. Dennoch ist uns ein Zustand griechischen Alpha-
betes erhalten, in welchem das <p noch keinen Platz gefunden
hat, wrenn nämlich das älteste theräische als ein Repräsentant
einer bestimmten Stufe gemeingriechischen Alphabetes ange-
sehen wird. Zu dieser Annahme ist man aber berechtigt, weil
das theräische Alphabet die für die Gruppenscheidung charak-
teristischen Buchstaben überhaupt noch nicht besitzt, das-
selbe also entweder genau in seinem erhaltenen oder doch in
einem nur wenig abw eichenden älteren Zustande, aus w elchem
sich der erhaltene selbständig entwickelt haben müsste, ein-
mal gemeingriechisch gewesen sein muss. Dieses Alphabet
drückt nun, wie bekannt, die Aspiraten durch ®H. KH und
PH, c und <1 durch KM und PM aus. Die völlige Analogie
dieser Zeichen wird durch die Verwendung des ®H für TH.
wie zu erwarten gewesen wäre, gestört, doch bietet diese Ab-
weichung keine ernstliche Schw ierigkeit, da ja sowohl Theta
als auch Tau aus dem phönikischen Alphabet recipirt sind,
also von vorneherein vorhanden waren und daher verwendet