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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Bieber, Margarete: Attische Reliefs in Cassel
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0019
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ATTISCHE RELIEFS IN CASSEL

9

S.

Unter den Stücken der Casseler Sammlung, die aus
Athen stammen, nimmt das auf Taf. II abgebildete Relief aus
pentelischem Marmor den hervorragendsten Platz ein (Frie-
derichs-Wolters Nr. 1202; ich verdanke die Vorlage der Güte
Boehlaus). Die Oberfläche und die Ränder sind sehr bestossen
und verwittert. Die rechte Körperseite der Artemis, die am
meisten (höchstens 2 cm) über den Grund hervorragte, ist
glatt abgeschliffen.

Wir sehen Artemis in einer hügeligen Gegend auf der
Jagd. Das Terrain steigt von links nach rechts empor. Ein
Damhirsch, der im Begriff war, einen Berg hinauf zu fliehen,
ist von dem Jagdspeer der Göttin in die linke Schulter ge-
troffen worden. Er bricht zusammen. Artemis hat ihn im
Lauf ereilt, fasst ihn mit der linken Hand am Geweih, zieht
seinen Kopf empor und versetzt ihm mit geschwungener
Lanze den Todesstoss. — Die Göttin trägt einen feinen Chi-
ton mit bis auf die Mitte der Oberschenkel reichendem Über-
schlag. Über dem Apoptygma liegt in der Taille der Gürtel.
Ein Mantel liegt auf beiden Schultern auf und hängt im
Rücken bis zu den Kniekehlen herab. Seine flatternden En-
den werden vor und hinter der Gestalt sichtbar. — Der Kopf ist
zu dem erjagten Wild geneigt. Die Haare sind zurückgestri-
chen. Eine Einziehung, die einen nach hinten zu breiter wer-
denden Streifen oberhalb des Haaransatzes abgrenzt, deutet
auf eine Binde, wahrscheinlich auf eine Sphendone. Die Haare
w^aren also gescheitelt. Auf dem Wirbel sind sie zu einem
spitzen Schöpfchen gebunden.

Das Motiv ist in der Plastik ungewöhnlich. Am ähnlich-
sten sind noch die Reliefs des Herakles, der einen Hirsch
jagt, im British Museum (Friederichs-Wolters Nr. 440, Ancient
Marbles II Plate VII) und in Dresden (Archaeologischer An-
zeiger IV 1889,97), archaisierende Arbeiten nach einem Origi-
nal aus dem Anfang des fünften Jahrhunderts. Aus der Rund-
plastik kann man die Artemis Colonna vergleichen (Berlin,
Beschreibung der antiken Skulpturen Nr. 59). Die erhaltenen
 
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