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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Wide, Sam: Gräberfunde aus Salamis
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0045
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GRÄBERFUNDE AUS SALAMIS

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det man aber auch auf diesen Vasen ein Bestreben, die Brust-
decoration als einen Hals- und Hängeschmuck erscheinen zu
lassen, was in der mykenischen Kunst selten, aber für die
primitive etwas Charakteristisches ist. Wie bekannt, haben
für primitive Zeiten unsere Benennungen der verschiedenen
Teile des Vasenkörpers viel lebendigere Geltung als später,
weil man damals in dem Gefäss eine Wiedergabe des mensch-
lichen Körpers zu sehen liebte (vgl. Wide, Arch. Jahrb. XV
1900, 50 f.; H. Schmidt bei Dörpfeld, Troja und Ilion I 275 f.).
Es lag dann nahe, den menschlichen Schmuck an Hals und
Brust auf den entsprechenden Teilen des Gefässes anzubrin-
gen. Dies Bestreben kommt besonders zum Ausdruck auf
der Hydria (Taf. VI 6), wo nicht nur die beiden Spiralen an
dem "Halsband3 befestigt sind, sondern auch an der einen
Seite ein Anhängsel von diesem herabfällt, etwa so wie der
bei Dörpfeld, Troja und Ilion I Fig. 163 wiedergegebene Hals-
schmuck. Ein solcher (Stabornament) erscheint auch auf den
beiden Kannen mit Kleeblattmündung 3659 (Taf. V 3) und
und 3641 (Taf. VI 7); auf letzterer findet man auch die Brust-
warzen als Überbleibsel einer primitiven Kunst. Auch an der
Kanne Nr. 3642 ist die Doppelschleife am Halsband als Brust-
schmuck befestigt, und vom Halsband laufen die Wellenli-
nien herab an den Bügelkannen 3615 und 3611.

Wenn auch diese Vasen in der Technik hinter den myke-
nischen zurückstehen, so kann man doch schwerlich behaup-
ten, dass ihnen ein künstlerischer Sinn abgeht. Die Vasen-
maler verfügen freilich über beschränkte Decorationsmittel,
aber sie bewegen sich innerhalb der engen Grenzen sicher
und zielbewusst. Sie verzichten auf die nachlässige spätmyke-
nische Routine und bringen mit sicherer Hand ihre einfache,
stilisierte Decoration an, die, wie eben nachgewiesen wurde,
zum Teil in ganz primitiven Kunstanschauungen wurzelt.

Dieser neue Stil tritt auch in mehreren anderen Gegen-
den auf. Zunächst soll an zwei Bügelkannen erinnert werden,
die mit den salaminischen Verwandtschaft zeigen.

1. Bügelkanne aus Athen, Nr. 6. Gefunden beim ’Opcpa-
votpocpeiov Xat^fj-Kcovata. H. 1 8, gr. Umf. 42. Heller gelbbrau-
ner Thon, ins Rötliche spielend, gut geglättet. Schwarzbrau-

S

ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXV
 
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