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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Sundwall, Johannes: Eine neue Seeurkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0061
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EINE NEUE SEEURKUNDE

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Unsere Urkunde unterscheidet sich von der grossen
Masse der Marineurkunden durch Material und Aufstellungs-
ort. Sie stammt nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach von
der Akropolis. Von den bisher bekannten Seeurkunden ist
unseres Wissens nur noch IG. II 797 (vielleicht auch II 798
u. II 5,802b) ebenda aufgestellt gewesen. Den Zweck der Auf-
stellung solcher Urkunden scheint mir Böckh richtig ange-
geben zu haben. Er bemerkt nämlich zu der Urk. III (Seeurk.
S. 294), die er allerdings wahrscheinlich mit Unrecht für auf
der Burg gefunden hält (vgl. Köhler zu IG. II 792), dass vor-
nehmlich der öffentlichen Schuldner wegen, die man bekannt-
lich auf der Burg aufschrieb, bisweilen Abschriften der Urkun-
den der Werftbeamten auf der Burg aufgestellt sein mögen.

Das stimmt ganz gut zu unserer Urkunde, denn diese
ist gerade ein Verzeichnis schuldender Trierarchen. Wenn
von den Trierarchen einiger Schiffe bemerkt wird onroi axenoc
ohöev e'xouGiv ecp’ f|picöv, so finden wir dieselben meistenteils
vorher bei einem anderen Schiffe als Schuldner aufgeführt.
Sie haben also augenscheinlich die Geräte, die sie zu einem
Schiffe bekamen, für ein später überwiesenes beibehalten.

Dass unser Text nur die Abschrift einer Übergabe-Ur-
kunde der Werftaufseher war, ist glaublich, weil die Original-
urkunden der Aufseher sonst sämtlich ihre Aufstellung in
Piräus gefunden haben. In dem erhaltenen Bruchstück haben
wir dann einen Auszug desjenigen Teiles einer Übergabe-
Urkunde, der die während des Amtsjahres entstandenen
Schulden verzeichnete; dies geht aus dem Umstande hervor,
dass mehrere Trierarchen - Paare mit verschiedenen Schiffen
an verschiedenen Expeditionen teilnehmend aufgeführt wer-
den (vgl. über die Form der Abfassung der älteren Über-
gaben Böckh, Seeurk. 297 f.).

Die Datierung unserer Urkunde ergibt sich zwar aus
keiner ausdrücklichen Angabe im Text, lässt sich jedoch
mit Genauigkeit feststellen. Dass sie zu den älteren gehört,
kann man schon aus der häufigen Schreibung O, E statt
OY. El, sowie aus dem Ausdrucke xspalai pieydXca und dem
Vorkommen von irapaardtai und uatol axargioi schliessen (vgl.
Böckh, Seeurk. 128f.). Einen sicheren terminus ante quem

ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXV

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