Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

DOI Heft:
[Heft 1-2]
DOI Artikel:
Sauer, Bruno: Ein altes Parthenonproblem
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0081
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EIN ALTES PARTHENONPROBLEM

69

per dargestellten Gegenstand in Confliet geraten sein, ihn
ganz oder zum Teil zugedeckt haben.

Der Torso muss so, wie er ist, hingenommen werden, als
ein merkwürdiges Beispiel von zugleich sorgsamer und nach-
lässiger xkrbeit, wie es auch im Bereich decorativer Kunst
nicht oft Vorkommen mag. Dass eine so behandelte Figur
sich kaum anders erklären lässt denn als Teil einer Giebel-
gruppe, wird jeder Erfahrene zugeben.

Das Motiv dieser durch die Lagerfläche und die Vorder-
ansicht in ihrer Aufstellung genau fixierten Figur zu bestim-
men, möchte man von der Bewegung der Beine ausgehen,
sieht sich aber sofort vor neue Schwierigkeiten gestellt. Man
erkennt den kräftigen, nach dem Bauch zu ausspringenden
Knick der linken Leistenfuge und damit die Lage des linken
Darmbeinstachels, sieht unmittelbar darunter die Leistenfuge
verdeckt, überschnitten durch die mächtige Masse des gegen
den Bauch gedrängten linken Oberschenkels, dessen rund-
licher Querschnitt selbst in dem zufälligen Verlauf des Bru-
ches sich noch verrät, und bemerkt schliesslich weiter links,
nachdem der Contur des Bruches sich wieder gesenkt hat, die
viel flacher gehaltene rechte Leistenfuge. Kein Zweifel: der
linke Oberschenkel, auf dem die Gestalt hauptsächlich ruhte,
trat nach vorn stark heraus, woraus sich von selbst ergibt,
dass das Knie scharf gebogen war, der Unterschenkel, da er
nicht über den Giebelrand herabhängen konnte, zum Giebel
zurückkehrte und ebenso wie sein Oberschenkel auf dem Bo-
den auflag. Wie aber soll man sich die Bewegung des rech-
ten Beines denken? Die Seitenansicht lässt soviel ohne wei-
teres erkennen, dass dieses Bein weder steil aufgestützt noch
auf dem Boden liegend scharf an das Gesäss herangezogen
war. Nur in der Gegend des grossen Bruches, der sich nach
vorn zu erstreckt, konnte es ansetzen, nur schräg nach vorn
und nahe dem Boden verlaufen, wenn sein Ansatz so völlig
mit wegbrechen konnte. Das rechte Bein lag also ähnlich
wie das linke und dieses zum Teil deckend auf dem Boden.
Modellversuche lehren, dass die so entstehende Gesamt-
bewegung nichts Unmögliches verlangt, sobald für Unter-
stützung des Körpers an seiner linken Seite gesorgt ist. Aller-
 
Annotationen