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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Rodenwaldt, Gerhart: Zu den Grabstelen von Pagasae
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0142
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G. RODENWALDT

ist ebenso hoch wie breit. Nach Analogie der anderen Stelen
müssen wir uns jedoch die Höhe beträchtlich grösser denken
als die Breite, und, da die sitzende Frau bis zum Kopfe erhal-
ten, der vor ihr stehende Jüngling viel kleiner ist, muss oben
eine ziemlich grosse Fläche freigeblieben sein. Vom Grunde
haben sich deutlich eine dunkelrote Partie (daneben viel-
leicht ein brauner Streifen) und hellrote Stücke erhalten. Sie
zeigen das Vorhandensein einer ausgeführten Architektur
wie auf Stele 1 an. Endlich finden wir das gleiche Verhältnis
von Figur und Bildfläche auf der in Relief ausgeführten Dar-
stellung der Stele 1 25, die durch die Andeutung einer Land-
schaft noch ihre ganz besondere Eigenart besitzt. Auf der
leider stark fragmentierten Bildfläche ist rechts eine sitzende
Frau mit einem Kinde auf dem Schoss erhalten, links ein
Baum, dessen Zweige, nur in Malerei ausgeführt, bis auf die
rechte Seite hinüber gereicht haben. Der Grund war einfar-
big blau, und die Darstellung in ihrer strengen Reliefmässig-
keit ausserordentlich ähnlich der Opferscene 55, von der sie
aber durch das völlig andere Grössen Verhältnis der Figuren
geschieden ist. Wir sehen, dass diese vier Naiskosbilder sich
zu einer Gruppe zusammenschliessen, deren gemeinsames
Kennzeichen die von der Norm der anderen Bilder völlig
abweichende Kleinheit der Figuren ist, während sie im Ein-
zelnen besondere Freiheiten der räumlichen Gestaltung zei-
gen. Dieser Gegensatz kann nicht zufällig sein; umfasst doch
die Gruppe der Stelenbilder ein Material von über 80 Bei-
spielen. Wenn wir nun die attischen Naiskoi in ihrer Beson-
derheit zum Vergleich heranziehen, so begegnen wir auch
auf ihnen grösserer Freiheit, besonders der räumlichen Ge-
staltung, gegenüber der Gebundenheit der Stelenbilder. Aber
eines will zu diesem aus der Gesamtstellung der pagasaei-
schen Bilder zur attischen Grabkunst zu postulierenden Zu-
sammenhänge nicht stimmen. Bei den attischen Naiskoi fül-
len die Figuren den Raum in seinen drei Dimensionen völlig
aus, ja sie greifen noch häufig vorne über die Umrahmung
hinüber, hier dagegen ist das wesentliche Kennzeichen der
freie Luftraum über und neben den Figuren. Es wird immer
misslich sein, bei einem derart geringen Material von so sin-
 
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