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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Rodenwaldt, Gerhart: Zu den Grabstelen von Pagasae
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0144
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G. RODENWALDT

sein, wie wir das Eindringen derselben in die grosse Malerei
ja schon seit dem Ende des IV. Jahrhunderts, zum Beispiel
auf den vier oben erwähnten Copien griechischer Tafelge-
mälde aus Portici, constatieren können. Eine befriedigende
Lösung enthält diese Erklärung jedoch noch nicht; sie muss
einer besonderen Untersuchung Vorbehalten werden, die sämt-
liche noch in vielen Beziehungen unklaren und schwer zu
beurteilenden pompejanischen Darstellungen von Innenräu-
men in ihren Kreis hereinzieht, aber erst nach der Publica-
tion der Stelen geführt werden kann.

Wenn wir, von den mancherlei noch ungelösten Einzel-
fragen absehend, im Allgemeinen die Stellung unserer Grab-
stelen bestimmen wollen, ergibt sich etwa Folgendes. In der
thessalischen Provinzialstadt Pagasae blüht im dritten Jahr-
hundert die Herstellung bemalter Grabstelen. Das Handwerk
steht durchaus unter dem Einfluss der attischen Grabkunst;
manche Besonderheiten verraten uns, dass nicht direct atti-
sche Handwerker diese Stelen ausgeführt haben, aber ihre
Eigenart ist nicht derartig, dass wir einen besonderen Kunst-
stil darin erblicken dürfen1. Dagegen können wir in man-
chen Eigenheiten einen Fortschritt gegenüber den attischen
Stelen erkennen, der uns zeigt, dass auch dieser Seitentrieb
an der allgemeinen Entwickelung teilnimmt.

Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, bieten die Ste-
len ungemein viel Interessantes und Belehrendes; je besser
wir sie aber in ihrem unlösbaren Zusammenhänge innerhalb
der griechischen Grabkunst erkennen, desto geringer wird
ihr Wert als Quelle zur Geschichte der antiken Malerei.
Wenn wir jene auch nur so gut kennten wie die Geschichte
der Plastik, könnten wir wahrscheinlich hier und da einen
Nachklang grosser künstlerischer Erscheinungen feststellen;
umgekehrt erlauben diese tüchtigen, aber bescheidenen Hand-

1 Inwieweit an dieser Eigenart die Traditionen älterer thessalischer
Kunst (Brunn, AM. VIII 1883, 81; Wolters, AM. XII 1 887, 73; Fougeres,
BCH. XII 179; Heberdey, AM. XV 1890,199; Robert, AM. XXV 1900, 325;
Rutgers van der Loeff, AM. XXIX 1 904, 21 3; Pringsheim, AM. XXXIV 1 909,
80) beteiligt sind, bedarf noch der Untersuchung.
 
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