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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Prinz, Hugo: Bemerkungen zur altkretischen Religion, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0164
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152

H. PRINZ

sei müsste seine Spuren in der Kulturentwickelung hinterlas-
sen haben; es könnte nicht ohne sichtbaren Bruch und Wie-
deraufbau abgegangen sein, auf keinen Fall aber ein so in
sich geschlossenes Bild unseren Augen darbieten.

Die Eteokreter als Träger dieser Kultur müssen dem-
nach spätestens gegen Ende der neolithischen Zeit auf Kreta
eingewandert sein und von der Insel Besitz ergriffen haben.
Indogermanen sind sie auf keinen Fall gewesen, die In-
schriften von Praisos zeigen eine nicht indogermanische1
Sprache. Ob sie aber mit der kleinasiatischen Schicht Zusam-
menhängen oder von ihr zu trennen sind, bleibt problematisch.
Ich neige dazu, sie mit dieser für identisch zu halten 2, hof-
fentlich reden die Steine noch einmal.

Wie dem auch sei, sicher ist es, dass eine nicht grie-
chische Bevölkerung3 Träger der minoischen Kul-
tur und damit auch der minoischen Religion gewesen
ist. Griechische Stämme sind nach Kreta erst gegen Ende
der zweiten spätminoischen Epoche gekommen; die Zerstö-
rung der Paläste, das Absterben des Naturalismus in der
Kunst, das allmähliche Stilisieren werden damit Zusammen-
hängen. Wie wir die neue Bevölkerung örtlich unterzubrin-
gen haben, wo die Achäer und wo die Pelasger gesessen
haben, entzieht sich zur Zeit unserer Kenntnis4. Einen

1 Ed, Meyer, a. a. O. 681.

2 Ganz ausgeschlossen ist die Möglichkeit natürlich nicht, dass die Be-
völkerung der neolithischen Zeit von der eteokretischen zu trennen ist. Es
bleibt dann nur die Frage, woher kommen die Eteokreter? mit welchen
Stämmen gehören sie zusammen? Dass der anthropologische Befund, wel-
cher gegen eine Verwandtschaft mit den kleinasiatischen Stämmen und be-
sonders den Chetitern, zu sprechen scheint, hier nicht allein ausschlaggebend
ist, nimmt auch Ed. Meyer a. a. O. an.—Dass in der Gesichtsbildung Bezie-
hungen zu den Chetitern bestehen, zeigt der soeben von Evans publicierte
Siegelabdruck mittelminoischer Zeit aus Kuossos (Evans, Scripta Minoa I
272 Fig. 123,124) mit dem charakteristischen Porträtkopf. Auf Grund des
bisher vorliegenden Materials sind wir nicht in der Lage so zu scheiden, wie
es Ed. Meyer für das Euphratland in Sumerier und Semiten getan hat.

3 Auch nach Herodot I 173 ist die Insel zur Zeit des Minos von Nicht-
griechen bewohnt gewesen. Vgl. dazu Ed. Meyer, a. a. O. 681.

4 Aufschluss darüber wird die Dialektforschung bringen. Die neueren
 
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