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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Prinz, Hugo: Bemerkungen zur altkretischen Religion, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0173
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BEMERKUNGEN ZUR ALTKRETISCHEN RELIGION 161

Hogartli, JHS. XXII 1902, 87 Fig. 28 (=Taf. X 11 2, Karo, a. a.
0.153 Fig. 38): Löwen als Wächter zu den Seiten eines Tores.

Alle soeben aufgezählten und als Abbreviatur des Tem-
pels der weiblichen Gottheit mit den Löwen gedeuteten Dar-
stellungen hat Evans in seinem geistreichen Aufsatze Myce-
naean Tree and Pillar Cult (JHS. XXI 1901, 99 ff.) als Zeug-
nisse eines minoischen Steinkultes erklärt. Dass diese Auf-
fassung nicht haltbar ist, beweist vor allem die Gebälklage,
die bei einigen, so z. B. beim Löwentor, über der Säule auf-
tritt, die gar keinen Sinn hätte und keine Erklärung fände,
wenn die Säule einfach an Stelle eines ursprünglichen Stein-
symboles getreten wäre. Ebenso unhaltbar ist die Herleitung
des Motivs aus ägyptischen Vorstellungskreise (Evans 162).

Typus V. Göttin mit Blumen.

1. Goldring, auf der Akropolis von Mykenai nahe dem
Peribolos der Gräber gefunden. Furtwängler, Gemmen I
Taf. II 20 (III 36 Fig. 13) b Weibliche Gottheit, auf steini-
gem Felsboden sitzend, Mohnstengel in der R. haltend, die
L. unter die Brüste legend, vor ihr adorierende Frauen (zwei
bringen ihr Blütenzweige dar), hinter ihr Baum, der seine
Aste über sie ausstreckt, und Kind. Im freien Bildraum ge-
doppelte Labrys und palladionartiges Gebilde, darüber Wel-
lenlinien, die eher Wolkenbildung3 als die Milchstrasse1 2 be-
deuten, darüber Mondsichel und Sonne oder Abendstern 4. Am
linken Rande des Bildfeldes sechs Löwenköpfe übereinan-
der.— I. spätminoische Epoche.

Grosse Verwandtschaft mit der Darstellung auf diesem
Ringe zeigt eine in mehreren Siegelabdrücken und einer Form

1 =Evans, a. a. O. 108 Fig. 4; Karo, a. a. O. 149 Fig. 34; Milani, a. a. O.
I 195 Fig. 27.

2 So Furtwängler, Gemmen III 10.

8 So Milani I 195, dem sich Karo, anschliesst.

4 Astralsymbole sind in der minoischen Kunst sehr selten, weshalb eine
sichere Bestimmung, wie wir sie auf Grund eines sehr reichen Materials für
die babylonische und assyrische Kunst geben können, hier unmöglich.
Sicher dargestellt sind Sonne, Mond und Sterne auf einer Vase (I. spät-
minoische Epoche) aus H. Triada.

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ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXV
 
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