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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Prinz, Hugo: Bemerkungen zur altkretischen Religion, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0179
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BEMERKUNGEN ZUR ALTKRETISCHEN RELIGION 167

Der Charakter gerade der weiblichen Gottheit dieses
Kulturkreises als Berggottheit hat sich in den späteren Zei-
ten in ihren Beinamen, Mfjtrjp Aivöup^vr], Mrjtr|Q 2uruLp'r|,
Mrjrtpi ’lSoua u. a., lebendig erhalten. In den Höhlen der Ge-
birge waren ihre ältesten Heiligtümer, hier wurde sie in
einem Steine oder in einem Holzbilde verehrt, die sogenann-
ten phrygischen Felsgräber sind, wie A. Körte (AM. XXIII
1 898, 80 ff.) nachgewiesen hat, nichts anderes als solche Fel-
senheiligtümer der Magna Mater.

Von Vorderasien ist das Bergmotiv nach Kreta gekom-
men, um hier der gleichen Vorstellung Ausdruck zu verleihen,
wie Typus IV 1 zeigt. Der inhaltlichen Verwandtschaft geht
parallel die formale, die schematische c Bogenstellung’ des
Berges ist specifisch babylonisch-chetitisch h

Das zweite Charakteristikon der weiblichen Gottheit im
kleinasiatisch-chetitischen Kreise ist der Löwe. Die Löwen
als die heiligen Tiere und Begleiter der Magna Mater, Ky-
bele oder wie wir sie sonst nennen wollen, sind uns durch
eine Fülle von Monumenten bis in die späteste Zeit hinein
belegt, sie sind ihr Tier xar’ e^oxpv.

Aus dem Bereich der chetitischen Kunst erwähne ich aus-
ser der Göttin von Jasili-Kaja1 2 nur noch einen Siegelcylin-
der, der sie stehend auf liegendem Löwen darstellt, Ring und
Leitseil in der R. haltend. Furtwängler, Gemmen I Taf. I 6.

Das Stehen der Gottheit auf dem Tier 3 ist ebenfalls ein
sumerisch-babylonischer Typus, dem wir zum ersten Male
auf Siegelcylindern der Dynastie von Ur (2304-21 88 v. Chr.)
begegnen; von dort aus ist er in die chetitische, assyrische,
phönikische, persische und ägyptische Kunst übergegangen
und hat sich in einigen Beispielen4 bis in die Kaiserzeit im

1 Wie A. Reichel, Öster. Jahresh. XI 250 f. nachgewiesen hat. — Die
Andeutung einer ganzen Landschaft (so Karo, Arch. f. Religionsw. VII 1 52)
kann ich in unserem Siegelabdruck danach nicht mehr erkennen.

2 Über die Göttin Qadesch siehe weiter unten.

* Das Tier entweder liegend oder stehend. Eine Abart ist es, wenn die
Gottheit einen Fuss auf das liegende Tier setzt, oder es als Fusssche-
mel benutzt.

4 Z. B. Juppiter Dolichenus ; Göttin mit Fackel und Schale auf Löwen
 
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