Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

DOI Heft:
[Heft 3-4]
DOI Artikel:
Frickenhaus, August: Heilige Stätten in Delphi
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0258
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
246

A. FRICKENHAUS

festgestellt, dass gegen Ende des VI. Jahrhunderts alle drei
Tempel, die in dem Bezirk lagen, neugebaut und dieser
selbst bedeutend erweitert wurde. Ferner ist aber noch eine
schöne Beobachtung von Poulsen (352) zu erwähnen: Werk-
stücke des ältesten Pronaia-Tempels sind sowohl in der Rampe
des ionischen Marmortempels 1 wie in den Fundamenten des
neuen Porostempels wiederverwendet worden; da es nun
ganz unwahrscheinlich ist, dass jenes Material lange nutzlos
herumgelegen habe, so müssen beide Bauten ziemlich zur
selben Zeit, bald nach dem Abbruch des alten Gebäudes, er-
richtet sein. Unter diesem Gesichtspunkt aber wird das Wort
avcpxo8öpr]oav, auf dessen Präposition zuerst Petersen (Rhein.
Mus. 1909,537) nachdrücklich hinwies, verständlich: offenbar
haben die Delphier mit Hilfe der confiscierten Gelder den
ganzen mordbefleckten Bezirk auf einmal abgebrochen und
verschönert neugebaut, und dafür kommt nur unsere 'grüne’
Periode in Betracht. Muss zur Stütze noch auf den gänzlichen
Neubau, der dem Aphaia-Bezirk bald darauf zu teil wurde,
hingewiesen werden? Wie hier die Perser, so bezahlten dort
die geächteten Bürger die Kosten.

Der Gewinn, den wir aus alledem ziehen, ist, dass wir
statt vereinzelter Gebäude wieder einmal ein ganzes geschlos-
senes Heiligtum mit einheitlicher Conception erhalten. Um
daraus den vollen Nutzen zu ziehen, ist noch viel Arbeit bei
den Bauten und Skulpturresten (vgl. die Tafel bei Homolle
X 1 901 neben Seite 368 (=Fouilles IV T.29) und die architekto-
nischen Terracotten wie ebenda Seite 377) zu leisten; eine
Aufnahme und Verarbeitung, wie sie das Aphaia-Heiligtum
durch Fiechter und Furtwängler erfahren hat, wäre von gros-
sem Nutzen. Wenn es sich dabei ergeben sollte, dass die

1 Karo (216) glaubt zwar, dass diese viel später angelegt sei. Der Tem-
pel muss aber doch stets eine Rampe gehabt haben, und zum mindesten
lässt sich nichts dafür geltend machen, dass statt der jetzt vorhandenen
eine andere da war. Warum sollte diese auch ersetzt worden sein ? Mit der
Umwandlung für den römischen Kaiserkult kann das nicht Zusammen-
hängen, weil das Material eines um 500 bereits abgebrochenen Tempels
benutzt wird und weil zudem die für die Sühninschriften des IV. Jahrh.
gelegten Basen die jetzige Rampe schon voraussetzen.
 
Annotationen