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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Frickenhaus, August: Heilige Stätten in Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0261
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HEILIGE STATTEN IN DELPHI

249

über den Heros schwer verübelt1, und noch Heliodor (Aethiop.
II 34 ff.) beschreibt eine ihm dargebrachte Procession 2.

Die modernen Topographen Delphis haben sich nach
dem Vorschlag von Homolle, der seine Vermutung zuerst im
BCH. XX 1 896, 639 andeutete, über die Lage des von Pausa-
nias gesehenen Heiligtums geeinigt; das Fragezeichen, das
der Benennung zunächst beigegeben wurde, ist auf den neu-
esten Plänen verschwunden. Nordöstlich vom Apollotempel
und westlich neben der grossen, die Temenosmauer durch-
brechenden Halle liegt ein Gebäude von etwa 11 X 6 m lichter
Grösse, das jetzt allgemein als Neoptolemos-Temenos bezeich-
net wird. Eine Reihe von Steinen, die vor der ganzen süd-
lichen Langseite liegen und in den Plänen fehlen, machen es
wahrscheinlich, dass hier eine Treppe (oder vielleicht eine
Reihe von Weihgeschenken) anzunehmen ist; für die Ver-
mutung, der Eingang habe auf der westlichen Schmalseite
gelegen, spricht nichts. Dass der Eingang vielmehr im Süden
zu denken ist, beweist wohl auch die vor der Nordwand er-
haltene mächtige Basis. Sie ist oben 3,73 m breit und 0,75 m
tief, noch jetzt (von der Euthynteria an) 1,40 m hoch, aber die
auf der obersten erhaltenen Quaderreihe sichtbaren Stemm-
löcher verraten, dass darüber mindestens noch eine weitere
Reihe von vier Steinen gelegen hat.

Die beschriebene Anlage mit der grossen Basis im In-
nern ist nun zunächst kein Peribolos, sondern entweder ein
Gebäude ähnlicher Art wie das neben dem Sibyllenfelsen lie-
gende sog. Buleuterion oder eine Weihgesehenknisclie etwa wie
die grossen Nischen der heiligen Strasse. Höchstens könnte
man denken, dass hier der heilige Stein aufbewahrt wurde;
aber wegen des ihm gewidmeten Kults wird dieser doch ver-
mutlich in einem tempelähnlichen Gebäude untergebracht

1 Pind. Nem. VII mit der Interpretation von Wilamowitz, Berl. Sitz.-
Ber. 1908, 328 ff.

2 Diese ist im einzelnen schon deshalb phantastisch, weil Reiter um
das Grab herumreiten, während es wegen der Stufen am Eingang und we-
gen der glatten Platten des steilen heiligen Wegs sicher ist, dass nur Fuss-
gänger das Hieron betraten; vergl. auch Usener, Arch. f. Rel.-Wiss. VII
1904, 332.
 
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