HEILIGE STÄTTEN IN DELPHI
267
Th. Schreiber (Apollon Pytlioktonos 6 ff.) nachgewiesen hat,
dass die alte Überlieferung den Drachen als ehemaligen
Hüter des Orakels noch nicht kannte; in dem homerischen
Hymnus übernimmt Apollon das Heiligtum und tötet erst
nachher die Schlange. Somit scheint uns die bisherige Deu-
tung des Felsens und der äkddc, unrichtig; wir müssen wei-
ter suchen.
B) Auf der Terrasse südlich vom Apollotempel liegt eine
in die Tiefe führende Treppe, an deren Fuss man Wasser
schöpfen konnte. Hier scheint Pomtow das von Plutarch er-
wähnte Quellhaus anzunehmen; wenigstens nennt er den da-
neben liegenden Apsidentempel "Heiligtum der Musen1 * 3 und
verlegt auf die Terrasse den heiligen Hain k Aber gesetzt
auch die Plutarchisclie Quelle sei hier zu erkennen (was ich
nicht glaube): die des Hymnus und des Drachenkampfs ist
es sicher nicht, weil Felsen und Höhle, Waldschlucht und
Doloneia fehlen.
C) Das dritte Quellhaus haben wir oben nachgewiesen:
es lag wenig hinter dem loxsycxov und wird von Pausanias
Kassotis genannt. Leider ist es ja nun noch nicht freigelegt,
aber die Möglichkeit, hier den Drachenkampf anzusetzen, ist
schon jetzt vorhanden. Der Raum hinter dem iaxeya0,v ist auf
allen Seiten von Felsen und Mauern umschlossen, kann also
gut vdjrrj geheissen haben; "Schützenfels3 und Höhle können
bei Ausgrabungen noch ans Tageslicht kommen. Die Quelle
ist dem Tempel nahe (ayxou); auch dass sie höher liegt, scheint
dem Hymnus besser zu entsprechen: so konnte Apoll zuerst
den Tempel begonnen und nachher den Drachen bemerkt
und bekämpft haben; hätte dieser unterhalb des Tempels
gehaust, so müsste Apoll schon bei der Ankunft mit ihm
zusammengestossen sein. Aber alles das sind nur Möglich-
1 Pomtow, Berl. Philol. Woch. 1 906, 11 82=1 909, 383 ; Zeitschr. f. Gesch.
d. Archit. III 1910, 174. Nach Eur. Ion 112 ff. lag der heilige Hain uitb
votoig : heisst denn das 'unter dem Apollotempel’? Das Hauptzeugnis hat
Pomtow nicht benutzt: nach Pindar Nem. VII 43 liegt Neoptolemos evöov
akaEi jtrAaixdTGH, danach war der Hain nördlich vom Tempel; übrigens
hat bereits Homolle, BCH. XX 1896, 691 die Lage und Geschichte des
Hains ganz richtig beurteilt.
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Th. Schreiber (Apollon Pytlioktonos 6 ff.) nachgewiesen hat,
dass die alte Überlieferung den Drachen als ehemaligen
Hüter des Orakels noch nicht kannte; in dem homerischen
Hymnus übernimmt Apollon das Heiligtum und tötet erst
nachher die Schlange. Somit scheint uns die bisherige Deu-
tung des Felsens und der äkddc, unrichtig; wir müssen wei-
ter suchen.
B) Auf der Terrasse südlich vom Apollotempel liegt eine
in die Tiefe führende Treppe, an deren Fuss man Wasser
schöpfen konnte. Hier scheint Pomtow das von Plutarch er-
wähnte Quellhaus anzunehmen; wenigstens nennt er den da-
neben liegenden Apsidentempel "Heiligtum der Musen1 * 3 und
verlegt auf die Terrasse den heiligen Hain k Aber gesetzt
auch die Plutarchisclie Quelle sei hier zu erkennen (was ich
nicht glaube): die des Hymnus und des Drachenkampfs ist
es sicher nicht, weil Felsen und Höhle, Waldschlucht und
Doloneia fehlen.
C) Das dritte Quellhaus haben wir oben nachgewiesen:
es lag wenig hinter dem loxsycxov und wird von Pausanias
Kassotis genannt. Leider ist es ja nun noch nicht freigelegt,
aber die Möglichkeit, hier den Drachenkampf anzusetzen, ist
schon jetzt vorhanden. Der Raum hinter dem iaxeya0,v ist auf
allen Seiten von Felsen und Mauern umschlossen, kann also
gut vdjrrj geheissen haben; "Schützenfels3 und Höhle können
bei Ausgrabungen noch ans Tageslicht kommen. Die Quelle
ist dem Tempel nahe (ayxou); auch dass sie höher liegt, scheint
dem Hymnus besser zu entsprechen: so konnte Apoll zuerst
den Tempel begonnen und nachher den Drachen bemerkt
und bekämpft haben; hätte dieser unterhalb des Tempels
gehaust, so müsste Apoll schon bei der Ankunft mit ihm
zusammengestossen sein. Aber alles das sind nur Möglich-
1 Pomtow, Berl. Philol. Woch. 1 906, 11 82=1 909, 383 ; Zeitschr. f. Gesch.
d. Archit. III 1910, 174. Nach Eur. Ion 112 ff. lag der heilige Hain uitb
votoig : heisst denn das 'unter dem Apollotempel’? Das Hauptzeugnis hat
Pomtow nicht benutzt: nach Pindar Nem. VII 43 liegt Neoptolemos evöov
akaEi jtrAaixdTGH, danach war der Hain nördlich vom Tempel; übrigens
hat bereits Homolle, BCH. XX 1896, 691 die Lage und Geschichte des
Hains ganz richtig beurteilt.