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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Frickenhaus, August: Heilige Stätten in Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0281
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HEILIGE STATTEN IN DELPHI

269

auf ihrem grösseren vorderen Teil wurden die Processionen
aufgestellt, in dem rückwärtigen (nach 355 hinter der 'Dolo-
neia’) gelangte der Drachenkampf zur Aufführung.

Die erste Pflicht des Archäologen bei der Untersuchung
altheiliger Stätten ist es, mit allen Mitteln den Zustand zu
reconstruieren, den unsere antiken Zeugen voraussetzen, d. h.
an den Mythus, Dichtung und Kultus anknüpfen oder den
die Schriftsteller beschreiben. Erst wenn die Reconstruction
geleistet ist, dürfen wir den antiken Glauben bei Seite las-
sen und ein eigenes Urteil über die Entstehung des erschlos-
senen Zustandes zu gewinnen suchen. So aber liefert auch
die topographische Forschung Bausteine zu der delphischen
Religionsgeschichte, deren Grundlinien überhaupt noch nicht
feststehen b

Wer den homerischen Apollonhymnus unbefangen an-
sieht, muss aus ihm mit Wernicke (Pauly-Wissowa s. v. Apol-
lon 5) folgenden Grundsatz gewinnen: 'Indem der Delphinios
vom Erdorakel Pytlio Bezitz nimmt, empfängt er von demsel-
ben den Namen Pythios1 * 3, oder noch schärfer definiert: der
Pythios hat sich aus dem Delphinios entwickelt; die Eigen-
schaften, die jenen von diesem unterscheiden, hat Apollon
erst in Pytho erworben. Wem verdankt er sie aber und worin
besteht das Wesen des Pythios?

Bevor Apollon nach Pytho kam, wohnten dort schon eine
Reihe älterer Götter, mit denen der neue Gott sich in ver-
schiedener Weise abgefunden hat. Bei dem Wechsel ist Po-
seidon am besten gefahren: erbehielt in Delphi einen eige-
nen Kultort (oben S. 261 Anm. 2), bekam einen Altar im

1 Vgl. U. v. Wilamowitz, Hermes XXXVlII 1903, 575 ff.; Aly, Der kre-
tische Apollonkult 1908; Malten, Berl. Philol. Woch. 1910, 332 ff. Am be-
deutsamsten ist die Skizze bei U. v. Wilamowitz, Greek historical writing

and Apollo (Oxford 1 908); von ihm weiche ich nur darin ab, dass mir der

Delphinios zu dem ceastern Apollo’ zu gehören scheint. Für eine ausführli-
che Behandlung der in diesen Abhandlungen berührten Probleme fehlt hier
der Raum ; wenige Andeutungen müssen genügen.
 
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