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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Xanthudidēs, Stephanos A.: Epinetron
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0344
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332

ST. A. XANTHUDIDES

zieht. Da sitzt die Hausfrau mit dem Epinetron auf dem
Knie und verrichtet sorgsam mit beiden Händen die ijtm|<n£.
Der Korb neben ihr ist leer, weil die Flocken daraus schon
verarbeitet sind. Vor der Herrin steht eine Magd mit dem
Spinnrocken in der Rechten; die Linke hielt wohl (das Bild
ist hier verstümmelt) das Band zum Befestigen der Wolle.
Hinten kommt ein Knabe mit einem neuen, vollen Wollkorb
heran. In einigen Augenblicken wird die Herrin die Wolle
vom Epinetron nehmen, am Rocken festbinden und der Die-
nerin zum Spinnen geben, während sie selbst die neue Wolle
zurichtet. Der Hausfrau kommt hier der leichteste und kür-
zeste Teil der Arbeit zu. Das mühsame Krämpeln und Spinnen
besorgen die Sklavinnen, denen die Herrin die Arbeit verteilt,
nachdem sie bei der Epinesis die Qualität der Wolle und
ihre Reinheit geprüft hat. Hinter der Hausfrau endlich webt
eine Dienerin an einem aufrechten Webstuhl (nach- Fräulein
Lang eine grosse Türe!), der das Bild abschliesst.

Das lange Band, welches die eine Dienerin hält, heisst
heute in Kreta QoxöSepa (pöxa Spinnrocken, öepa Band), im
Altertum vielleicht seiner Form wegen aqpevöövrp Ebenso
heisst N 599 f. die Binde, mit der Agenor die verwundete
Hand des Helenos mit Wolle verbindet.

Nur ein Punkt fehlt unserer Beweisführung: die Darstel-
lung der Wolle auf dem Epinetron Abb. 1. Sie unterblieb
wohl deshalb, weil sie kaum zu malen war, ohne das Gerät
selbst zu verdecken. Jeder zeitgenössische Beschauer verstand
sofort, um was es sich handelte.

Wie übrigens im heutigen Kreta die Wolle meist einfach
auf den Knien zugerichtet wird, so war auch im Altertum
der Gebrauch eigener Epinetra zeitlich und örtlich be-
schränkt. Man hat längst beobachtet, dass diese Geräte sich
hauptsächlich in Attika, seltener im nahen Boiotien und
Euboia finden. Sonst war bisher nur ein einziges Exemplar
aus Rhodos bekannt. Und alle diese stammen aus der kurzen
Zeit vom Ende des VI. bis zum Ausgang des V. Jahrhunderts.

Es war in der Blütezeit der attischen Keramik ein Luxus-
gegenstand der eleganten Athenerinnen, dem die feinen Töp-
fer jener Zeit ihre graziöseste Kunst widmeten. Mit der Blüte
 
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