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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1908-1909, 1, Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0372
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360

W. DORPFELD.

I. DIE BAUWERKE

steht noch eine der Treppenwangen aufrecht mit Basis und
Deckgesimse, auf der wir eine Säule mit Parastas oder wohl
richtiger nur eine Parastas mit Wand ergänzen müssen. Auch
steht noch vor der Treppenwange in situ ein hoher Marmor-
Altar, den nach seiner Aufschrift L. Kastrikios Paulos der
Arete und Sophrosyne geweiht hat. Sein Gegenstück, das
einst an der südlichen, jetzt zerstörten Treppenwange stand,
hatte derselbe Myste zwei anderen Tugenden, der Pistis und
der Homonoia, geweiht (s. Inschriften Nr. 41 und 42). Wir fan-
den diesen Altar wenige Schritte weiter bei einer mittel-
alterlichen Mauer und haben ihn wieder an seinen alten
Platz gestellt. Von anderen Altären, mit denen das Propylon
ausgestattet war, sind erstens noch zwei kleine inschriftlose
Rundaltäre zu nennen, von denen der eine neben der Nord-
säule der Vorhalle in situ steht und der andere neben die
entsprechende Südsäule gestellt werden konnte, und zweitens
ein grosser Marmoraltar, den Iulia Pia für ihren Gatten
Claudius Silianus errichtet und ebenfalls der Arete und
Sophrosyne geweiht hatte (I. v. P. 310). Auch hier dürfen
wir ein Gegenstück annehmen und beide Altäre nach dem
Fundorte und nach der nur teilweisen Bearbeitung des einen
von ihnen in den Ecken der Vorhalle links und rechts von
der Tür ansetzen. Einen C. Claudius Seilianus werden wir
später als Stifter der Vorhalle des Tempels kennen lernen.

Durch die Aufschrift auf dem Gebälk ist die Bauzeit
des Propylon zwar im Allgemeinen gesichert, doch wäre es
wegen seiner besonderen Architektur und auch wegen der
Baugeschichte Pergamons wichtig, wenn die Zeit genauer
bestimmt werden könnte, wenn nämlich zu ermitteln wäre,
ob Apollonis die Bauten errichtet hat, als ihr Gatte Attalos I.
noch lebte, also noch vor 197, oder aber unter der Regierung
ihres Sohnes Eumenes II., als sie Wittwe war. Obwohl die
Weihung durch Apollonis allein, ohne Nennung des Gatten,
für die letztere Möglichkeit zu sprechen scheint, weil sonst
die Erwähnung Attalos’ I. bei einer so grossen Anlage wohl
zu erwarten wäre, glaube ich doch der ersteren Möglichkeit
deshalb den Vorzug geben zu müssen, weil das Propylon und
auch die Stoen aus Trachyt gebaut sind und noch nicht aus
 
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