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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
DOI Artikel:
Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1908-1909, 1, Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0393
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DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1 908 - 1 909

381

Dimensionen der Unterstufe des Tempels genau festzustel-
len: die Länge beträgt 14,10 m und die Breite 7,95 m. Auf
dem Stylobat des Pronaos liegt noch der profilierte Unter-
stein der nördlichen Parastas; auch sind die Standspuren
zweier Säulen noch erkennbar, die südliche Parastas mit der
ganzen Ecke ist verschwunden. Die Vorhalle war also sicher
als templum in antis mit zwei Säulen gebildet. Auf dem
photographischen Bilde der Reste des Tempels (Taf. XXI)
erkennt man deutlich den Stylobat der Fassade mit der Para-
stas und einer Säulenbasis. Letztere und auch der aufrecht
stehende Stein der Ante sind von uns an ihre Plätze gelegt.
Der Zwischenraum der beiden mittleren Säulen war einst, wie
die Spuren zeigen, mit einem beweglichen Gitter, also wohl
mit einer metallenen Tür, verschliessbar, während die beiden
seitlichen Öffnungen mit festen Gittern geschlossen waren.

Die Wand zwischen Vorhalle und Naos fanden wir sehr
zerstört, doch Hessen sich nicht nur die Profilsteine ihrer
Basis, sondern auch die Türschwelle und die LTmrahmungs-
steine der Tür wieder an ihre alte Stelle legen, sodass die
Abmessungen der Tür genau zu ermitteln waren. Im Innern
der Cella ist von der Basis des Cultbildes nichts mehr in
situ und bisher auch noch kein Stein nachgewiesen.

Vom Oberbau des Tempels besitzen wir so viele Steine
der Säulen und Parastaden, dass wir hoffen dürfen, diese
wieder zum Teil aufbauen zu können. Leider fehlen uns
aber bisher noch die Säulencapitelle. Wir nehmen an, dass
es ionische Volutencapitelle waren, weil die Basen und auch
das Gebälk gewöhnliche ionische Formen zeigen. Bei äoli-
schen Säulen würden, wie wir am Propylon sehen, die Basen
ganz fehlen. Den Capitellen der Säulen entsprach an der
ganzen Cellawand ein Capitellglied (Epikranitis), von dem
wir schon mehrere Steine besitzen. Von den darüber liegen-
den Architraven mit dreifacher Fascie sind auch schon viele
vStücke vorhanden, darunter zwei zur alten Fassade gehörige
mit der wichtigen Weihinschrift: 0IAETAIPOS KAI EiYME
NHS YnEP TH2 MHTPOS BOA51 AHMHTPI (s. unten In-
schrift Nr. 22). Der fehlende linke Eckblock kann bei der
Fortsetzung der Grabungen sehr wohl noch gefunden werden.
 
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