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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1908-1909, 1, Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0395
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DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1 908 - 1 909

383

eines der ältesten Gebäude von Pergamon. Als Philetairos
und sein Bruder Eumenes den Tempel zum Wohle ihrer
Mutter Boa erbauten, wird der Bezirk kleiner gewesen sein
und lag sicherlich noch ausserhalb der Stadt, die damals nur
die Spitze des Berges einnahm. Erst in der Blütezeit der
pergamenischen Dynastie, unter der Königin iApollonis,
wurde der Bezirk erweitert und mit den grossen Stoen und
dem Propylon ausgestattet. Ob er damals noch ausserhalb der
Stadt lag oder ob diese schon den ganzen Südabhang und
damit auch unsern Bezirk umfasste, lässt sich, wie schon ge-
sagt wurde, vorläufig noch nicht feststellen.

Die weiteren Schicksale des Heiligtums und Tempels
erwähnten wir zum Teil schon. Hier ist noch näher einzu-
gehen auf den neuen Pronaos, den der Tempel in römischer
Zeit erhielt. Seine Geschichte wird vollständig aufgeklärt
durch drei vor dem Tempel in ihrer Fall läge gefundene
Marmorblöcke, die einst als Gebälk über den vier Stützen
der Vorhalle gelegen haben (Tafel XX). Über einem doppelt
fascierten Architrave, der mit sculptierten Profilen ausgestat-
tet ist, läuft ein Rankenfries von flüchtiger Arbeit, der auch
wieder mit einem sculptierten Kymation abgeschlossen ist.
Aus der auf beiden Fascien eingehauenen Inschrift erfahren
wir, das G. Klaudios Seilianos Aisimos (oder Sohn des Aisi-
mos) zur Zeit seiner Prytanie die neue Vorhalle des Tempels
aus eigenen Mitteln erbaute und der Demeter Karpophoros
und ihrer Tochter weihte. Über die Person des Stifters han-
delt H. Hepding zu Nr. 25 der Inschriften. Mit H. von Fritze
(Die Münzen von Pergamon 87) setzt er ihn in die Zeit des
Kaisers Antoninus Pius. Zu dieser Ansetzung scheinen mir
die Formen der Architektur gut zu passen.

Von den Baugliedern der römischen Vorhalle sind aus-
ser drei Gebälkstücken mit der Weihinschrift sehr viele
Steine gefunden worden; auf andere dürfen wir bei den
weiteren Ausgrabungen noch rechnen. Von den bereits vor-
handenen nenne ich die Säulenbasis, einen ganzen, allerdings
in zwei Teile zerbrochenen Säulenschaft von 3,62 m Länge,
ein zugehöriges korinthisches Capitell, mehrere Geisa mit
sculptierten Profilen (darunter die beiden Eckstücke mit den
 
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