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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0061

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Mag sich auch lCallimachus noch so sehr darüber
ereifern, es ward wirklich einmal auf der heiligen Insel
Creta ein Häuptling eines kriegerischen Stammes, ein
Fürst oder Scheck geboren und begraben, der die von
den Kuretcn erfundene oder vcrvollkommnete Bewaffnung
in Erz zu einem Werkzeuge seines Ehrgeizes, zu Erobe-
rungen auf den Küsten von Carien, in Kleinasien, auf den
Inseln, vielleicht selbst auf den Küsten des eigentlichen
Griechenlandes, und zur Begründung einer andern Dyna-
stie zu machen wußte. Sein Wurfspieß traf wie der Blitz,
der Helm machte ihn in einem gewissen Sinn unsichtbar,
sein Schwert zerschnitt mehr als eine Haut seiner Gegner,
sein metallner Schild schirmte ihn. Da nun vorher die
Menschen sich nur mit Thierfellen geschirmt, mit Keulen
geschlagen oder höchstens mit Bogen und Pfeilen angegriffen
hatten: so gab dieß dem Zevs und seinen Waffengesellen ein
großes Uebergewicht. .Den staunenden Wilden begegnete,
was ohngefähr 3000 Jahre später den Amerikanern beim
Anblick der mit Feuergewehr erscheinenden Spanier, den
Kamtschadalen bei der Ankunft der ersten Russen, den Be-
wohnern der Sandwichöinseln bei der Erscheinung Cook's
begegnete. Sie verehrten diese Männer aus Erz als über-
menschliche Wesen. Zevs konnte nun leicht die wilden Urbe-
wohner, die mcnschenopfernden Pelasger, die Kinder und
Fremdlinge dem Tode weihenden Molochdicner bändigen
und ihnen menschlichere Opfer gebieten. Umringt von sei-
nen unverwundbaren, in Erz mit Leichtigkeit sich bewegen-
den Waffentänzern, den Kureten, den jugendlichen

dahin die mit den Doriern stets fraternisirenden Colonken, die von
Creta aus nach Kleinasien gingen, über welche Clavier in seiner
Histoire des premiers tcms de Ia Grece T. I. p. 276. ff. die hell
testen Ansichten hat. Wir wissen sehr wohl, daß die jetzige orienta-
lisch - pantheistische Ansicht, verbunden mit Naturphilosophemen, unsre
Erklarungsweise mit dem Namen Euhemerismus belegt und gering
achtet. Doch ist sie die einzelne Fackel in der Kunstmythologie.
 
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