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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0074

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25

ein Ausleger mystischer Gebräuche einmal den kleinen Fevs
sich satt saugen ließ, nur bei den Geweihten Verzeihung
finden. *)

VL Nun mußte aber für die Tränkung und Sättigung
des göttlichen Kindes ein Gefäß hcrbeigeschafft werden, aus
welchem der so zubereitete Ammenseegen in unerschöpfiicher
Fülle hervorquölle. Auch dafür wurde Rath geschafft. Der
mit der Ziege spielende Zevs bricht ihr im kindischen Muth-
willen das eine Horn ab und reicht es seiner Wärterin, der
Nymphe Adrastea, mit den edelsten Früchten angefüllt, als
Ammenlohn dar. Fürs erste aber tränkt sie ihn selbst noch da-
mit. Denn Hörner waren ja in der Vorwelt überall die ersten,
von der Natur selbst dargebotenen Trinkgeschirre, und sie
spielen ihre Rolle eben so gut in den ältesten Symposien und
Bacchanalien der Griechen, als in der scandinavischen Edda
und in Odins Hallen. **) Aber nun legt der junge Gott

*) Der Babylonier Agathokles hatte dieß in seiner Geschichte von
Kyzikos erzählt beim Athenäus IX, 4. p. 588- T. III. Schweigh.
Aus dem Zusammenhang geht soviel hervor, daß ein mystisches Schwein
auch in der kuretischen Weihe in Creta vorkam, ja daß man es sogar
bei den Prasiern auf Creta göttlich verehrte.

*) Bekanntlich gehören nipas, nepaGai, xpaTijp zu einer Fa-
milie. Das eigenthümliche Wort für Trinkhörner, die natürlichen
sowohl, als die in Metall nachgemachten ist bekanntlich pvrov. S.
Saumaise zu Solln p. 663. Wesseling zu Diodor XX, 63.
p. 453. Die vollständigste Sammlung über dieß Wort und die noch
vorhandnen Abbildungen auf alten Denkmälern giebt Millin Mo-
numens inedits T. II. p. 170-174. Es ist dabei aber der Umstand
nicht zu übersehen, daß diese künstlich nachgebildeten Trinkhörner
unten eine Oeffnung hatten, aus welchen man den Trank bogenför-
mig hervorspritzen und sich in den Mund laufen ließ. S. Pitture
d’ErcoIano T. I, p. 79. Man schraubte unten besondere Spitzen an,

die oft wieder als Thierfiguren kunstreich gebildet waren. S. Tisch-
beines Engravings T. III. pl. 46. und Bu 0 nar 0 ti sopra alcuni
medagl. p. 453. Dieselbe Vorrichtung konnte wohl auch bei den
 
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