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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0095

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Auffallend sind übrigens die Misverhaltnisse sowohl des Vo-
gelnestes und der jungen Bewohner desselben, als der zwei
allen Vögel, die ihren Jungen zur Seite stehen. Ihre
Große überschreitet alle Regel und Wahrscheinlichkeit. Allein
das symbolisch-plastische Prinzip, welches in allen alten
Reliefs herrscht, verschmäht alle malerische und perspectivi-
sche Anordnung und fordert einen ganz andern Maßstab, als
wir jetzt selbst an die Sculptur im Relief anzulegen oewöhnt
oder verwöhnt sind. *) Wir erinnern uns bei diesem Vo-
gelneste an einen Votivmarmor in der Vaticanischen Samm-
lung, an einen Baum aus Marmor, welcher aus der Samm-
lung des Cardinals Albani, durch Cavaceppi ergänzt, in das
Pio-Clementmische Museum kam. **) Auf den zwei Haupt-
ästen , in welche sich der Stamm von unten theilt, ruhen
zwei Vogelnester; aus jedem derselben ragen fünf zierliche
Knäbchen, als Vögelchen, hervor. Raffei, der Erklärer
dieses geistreich gedachten und in den erhaltenen Lheilen gut
ausgeführten Bildwerks, deutete es als ein Denkmal einer

Basis in Hippodrom in Constantknopel, abgebildet in I. Gronov's
Commentar zum Herodot p. 157. ed. Wess. S. Heyne de priscae
artis operibus Cstnopoli extandbus in dkN Commentatt. Gotting.
T. XI. p. 33,

**3 Treffendes sagt über dieß symbolisch-plastische Prinzipium
der alten erhabenen Arbeiten Tölken in seiner scharfsinnigen Ab-
handlung über das Basrelief und den Unterschied der
plastischen und malerischen Composirion (Berlin isi5-)
besonders S. 82. ff.

Museo Pio - Cleraentino T. VII. tav. 9 Visconti giebt p. *4*
dabei bloß die Erklärung des Abate Raffei, Winkelmanns Nachfolgen
beim Cardinal Albano, zum Besten. Der ganze Baum ist ja nur
ein Bruchstück. Vergleicht man die als vielastige Baume gestaltete
Lampenbalter (Lychnuchi) aus Bronze in den Lucerne e Cande-
laber d’Ercolano Tav. 43. ff. so findet man es nicht unwahrscheinlich,
daß dieß ein Votiycandelaber mit Lampen und Vogelnestern gewesen
seyn könne.
 
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