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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0106

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von uns die heiligen Urkunden und die Nabbinen soviel zu erzählen
wissen, wenn vom Tophet und Tbale Gehenna die Rede ist. Man
sebe die Stellen der Bibel in Selden's Syntagma i. de Diis Syris
c. 6. p. 169. ed. Lips. und Beyers Additamenta p. 256. So wie
Ließ Durchführen der Kinder durchs Feuer nur eine symbolische Mil-
derung der eigentlichen Kinderopfer war, die noch in spatern Zeiten
in den phönizischen Carthago dem Moloch oder Saturn in die glü-
henden Arme gelegt wurden: so war höchstwahrscheinlich das Herum-
tragen des Kindes um den häuslichen Heerd auch noch eine Andeu-
tung jener aus dem Orient mit dem Feuerdienst selbst, mit den Pry-
taneen und Vestaweihen, zu den Griechen und Römern gekommenen
Purification durch Feuer. Und warum sollte man dieß nicht eben so
gut eine Feuertaufe nennen, als die spatern Taurobolien und
Kriobolien, die sich wieder mir den Mithrasweihen und den diesen
Weihen vorangehenden Prüfungen verzweigten, eine Bluttaufe
genannt werden? Daß es bei diesem Umgang um die häusliche Flamme
auf Reinigung abgesehen war, erhellet ausdrücklich aus dem gelehrten
Scholiasten des Plato p. 21., wo bemerkt wird naSaipovsi Tas jceI-
pas ai Svvefaibd.jj.evai rijs jiaiäiSeoov. Die GebährkNN Und alles,
was sie berührt, war nach dem allgemeinen Begriff des Alterthums
verunreinigend. Wer bei der Entbindung Hand angelegt hatte, mußte
sich also reinigen. Dieß kann nicht vom Abwaschen der Hände
verstanden werden. Denn man wird doch nicht glauben, daß die Heb-
amme und ihre Gehülfin bis zum fünften oder siebenten Tage unge-
waschen geblieben wäre. So muß also eine symbolische Reinigung
durchs Feuer hier verstanden werden, die nun auch mit den Neuge-
bornen selbst, statt hatte. Aus des Hesychius Glosse s. r. Spojudji-
fiov ijjiap (eine komische Versetzung der Sylben, wie man sich zu-
weilen absichtlich verspricht), erfahren wir den Umstand, daß die,
welche das Kind um den Heerd herum trugen, ganz entkleidet waren,
(yvjivoi rpejcovsi.) Auch dieser Gebrauch paßt sehr gut zur Ce-
remonie, wie wir sie uns zu denken geneigt sind. Da derselbe
spater in Vergessenheit kam, machte man sich ganz falsche Vor-
stellung davon. So sagen die Scholien zu Aristophanes Lysistrata.
V. 758. durch den Doppelsinn des Dichters verführt: die um den
Heerd herumlaufenden wäre nun das Kind selbst, das in der Mitte
gelegen, herumgelanfen (xepidpafiövTes ntipivois 7o1s rraidiois).
 
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