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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0108

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59

neu. So ist es von jeher gewesen. Um den Gebrauch der unbeque-
men ehernen Waffe zu erleichtern und zu verannehmlichen, erfand
jener eroberungssüchtige Minos-Aevs zum ungeregelten Kriegstanz,
wie ihn alle kriegerischen Völker im Zustande der Halbcultur von jeher

Hütten, (S. Robertson s History of America II, 17g, Keate's
Account of tlie Pelew - Islands p. J14. u. s. w.) bestimmte Evolu-
tionen und ein künstliches Manövre, wo der Sturmschritt durch den
Rhythmus der geschlagenen Schilder (statt anderer rauschender Klap-
per- oder Trommelmustk) beflügelt und so Angriffs - als Vertheidi-
gungsstellungen in einem mimischen Tanz tactmaßig dargestellt wur-
den. Das gortynisch-cretensische Wort dazu hieß xpvTis oder npv-
Man sehe die Scholien zu Mas XI, 49. Es bezeichnet anfangs
den Tanz, spater auch den Tänzer. S. die Erklärer zu Callimachus
H. in lov. 51. Später erst, als Sparta, so wie fast alle seine ur-
sprünglichen Einrichtungen, so auch diese Waffenübung aus Creta
holte und mannichfach ausbildete, bekam dieser Waffentanz bei den
Spartanern erst den bekannten Namen Pyrrhiche. S. die Hauptstelle
bei Athenaus XIV, 29. T. V. p. 236. Schweigh. Vergl. M a n-
so's Sparta Th. I. Beilagen S. 176. Als von Creta aus Colo-
nieenznge und kriegerische Unternehmungen zuerst nach Carien, Phry-
gien und an die Küsten Kleinasiens gingen und auf den Berghöhen
Burgen erbaueten (Olympos, Jda, allgemeine Bezeichnung); da
schmolz der kretische Waffentanz in Phrygien mit dem orgiastischen
Reigen der Korybanten (Kopfschüttler, Trembleurs) zusammen, die
der großen Berg- und Naturgöttin Cybele (nun mit der kretenfischen
Rhea identisizirt) als Schamanen oder Jongleurs zugesellt, die kre-
tische Erzbewaffnung mit phrygischer Weichlichkeit (By7Lv<STo7iovvTEt
Strabo p. 7»5- C.) paarten und überhaupt an die Stelle der Kureteu
traten, die bald ganz verschwanden. Ueber den Unterschied beider
hat A 0 e g a ZU den Bassi Rilievi mit großer Genauigkeit und Bele-
senheit gesprochen. Ihr Verschwinden wird durch die Verwandlung
der Kureten in Löwen, die nun den Wagen der Cybele ziehn, sehr
witzig angedeutet. S. Oppian Cyneget. III, q — 19. Der Kory-
bantentanz wurde noch lange als eine Art von Tarantalismus behan-
delt oder verspottet. Die Stellen am besten gesammelt von Ruhri-
te ui us zu Timäus Gloss. p. 163. ff. Die schöne Stelle bei Lncrez
II. 627. ff. gkebt, recht verstanden, überall den besten Aufschluß. Die
 
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