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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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Erster Abschnitt
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Hirt: Medea und die Peliaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0215
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nehmung zu Grunde gehen. — Jason vollführte durch die
Tapferkeit seiner Gefährten und hauptsächlich durch die
Hülfe der Medea den Auftrag glücklich. Als aber Jason
bei der Rückkunft erfuhr, daß Pelias indessen seine Eltern
und seinen Bruder habe tödten lassen, wollte er Rache üben.
Da aber ein offener Anfall mißlich war, so übernahm es
Medea, den Untergang des Königes durch List zu bewirken.
Zu diesem Zwecke erschien sie im Palaste des PeliaS vor den
Töchtern als eine mächtige Zauberin in der Gestalt eines
alten Mütterchens, ihnen versprechend, den alten Vater
wieder verjüngt herzustellen, wenn sie ihr dabei hülfreiche
Hand leisten wollten. Hiezu müßten sie aber den Vater
selbst tödten, und den Körper, in Stücke zerschnitten, in
einem Kessel auskochen, wobei denn durch das Beimischen
ihrer Zaubermittel der Körper verjüngt und in der ersten Ju-
gendkraft wieder erstehen würde. Um den Muth der Töchter
zu einer solchen That zu beleben, verwandelte sie sich, vorher
ein altes Weib, vor ihren Augen in die Wohlgestalt einer
blühenden Jungfrau; — und nicht genug hiemit, nahm
sie einen alten Wtdder, der in Stücken gehauen und ausge-
kocht als munteres Lamm wieder aus dem Kessel hervor-
sprang. Dies brachte die Töchter zu dem Entschlüsse, den
alten Vater zu tödten, und seinen zerstückelten Körper in
dem Kessel zu neuem Leben auszukochen. Medea bestieg in-
dessen die Warte der königlichen Burg, und gab durch Er-
hebung leuchtender Fackeln das verabredete Zeichen; wor-
auf Jason und seine Gefährten aus dem Hinterhalte hervor-
brachen und sich des königlichen Hauses ohne Widerstand
bemächtigten. So weit das Wesentliche der Fabel.

In dem vorliegenden schönen Denkmale sehen wir alles
zu dem Unternehmen der versprochenen Verjüngung vorbe-
reitet. Die eine der bethörten Töchter stellet den Kessel zu-
recht, indem die andere schon mit gezogenem Schwerte
gerüstet steht, den Todesstreich zu vollziehen. Medea hält
sich mit dem Topfe zur Seite, worin die Zaubermittel be-
wahrt sind, welche, gemischt mit dem Gekoche, dem aus
Milde Getödteren das Leben erneut wieder geben sollten.
 
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