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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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Erster Abschnitt
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Levezow, Konrad: Amor und Ganymedes die Knöchelspieler: zur Erläuterung eines alten Kunstwerks in dem königlichen Schlosse zu Charlottenburg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0229

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lichung des Ruhms zu bilden hatten , so bestimmt und glück-
lich darzustellen gewohnt waren. Aber auch dieß Bedenken
ist von keinem Gewichte. Denn wie wenig konnte der Ab-
gang jener Würde und jenes Gewichtvvllen diese vortrefflichen
Darsteller jedwedes Großen und Erhabenen verhindern, auch
jenen zwar kleineren und unbedeutenderen, aber doch durch
eigenthümlichen Reiz, durch, besondere Schönheit und Grazie
ausgezeichneten Gegenständen Hand und Geistes Kraft zu
widmen? Wurden die Alten nicht von jeder Art der Schön-
heit angezogen und gefesselt? War es nicht nvthwendig,
sehr oft manche ihrer Götter und Genien, z. B. Amor,
Merkur, Bacchus und Herkules, selbst den Vater Jupiter
als Kind auf dem Berge Jda erzogen und das Zwillingspaar
Apollo und Diana auf dem Schooße oder in den Armen der
Mutter Latona, als Kinder und kleine Knaben zu bilden?
Hat vielleicht der ausgezeichnete Charakter des einzigen
Christuskindes in dem christlichen Kunstkreise allein nur in
wenigen vollendeten Darstellungen erschöpft oder haben einige
Kindervorstellungen in Christlich-religiösen Momenten, jene
Kunstrichter verführt, davon zum Nachtheil der heidnischen
Künstler zu übereilt den Schluß zu ziehen?

Doch gesetzt auch, jene antiken Kinderbildungen waren
seltener gewesen und von den alten Künstlern nicht häufig
unternommen; gesetzt auch, daß sich wirklich hin und wieder
Werke dieser Art von einem schlechter» und wenig bedeuren-
den Kunstgehalt finden, wie dergleichen in jeder Gattung
überall angetroffen werden; so widerlegt sich doch jener
Irrthum durch die sichersten Beweise des Gegentheils, die
man aus dem Vorrathe der alten Kunstwerke hernehmen
kann. Denn wer könnte wohl ohne die höchste Bewunderung
großer Kunstvvllkommenheit jene zarten Kinderbildungen be-
rrachten, die in mehr als einer großen Sammlung auf
das mannigfaltigste jede Annehmlichkeit, jeden Reiz, jede
Naivität, jede Lieblichkeit und Grazie fast aller Affekten und
Gefühle jedes kindlichen Alters in Form, in Mienen und
Geberden ausdrücken? Zum Beispiel, um nur an die durch
Abbildungen und Abgüsse bekanntesten Werke dieser Art zu.
 
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