Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

DOI article:
Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
DOI article:
Erster Abschnitt
DOI article:
Levezow, Konrad: Amor und Ganymedes die Knöchelspieler: zur Erläuterung eines alten Kunstwerks in dem königlichen Schlosse zu Charlottenburg bei Berlin
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0237

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
185

\ —-—

Aufrecht stand er, die Wangen umblüht von lieblicher Rothe.

Schweigend, mit niedergesenktem Gesicht und gebogenen

Knieen

Saß ihm nahe der Andre; nur zwei noch in Händen der

Knöchel,

Warf auch dies' er hinweg dem Schadenfrohen erzürnend.

Leichter entsagt' er ja diesen, weil er die ersten verloren;

Ging nun des Trostes beraubt mit entleerten Händen und

merkte

Kypris die nahende nicht" —

Wer mit Aufmerksamkeit diese Worte liest, muß finden,
daß der vom Dichter hier geschilderte Amor aufs Haar
unferm vom Künstler gebildeten ähnlich sieht. Schalkhaft,
wie dieser, steht er in jener Erzählung eben so aufrecht,
die aufgehobene linke Hand, mit Knöcheln überfüllt, drückt
er an die linke Brust, wie dieser; auf seinem Gesichte
herrscht Fröhlichkeit und schadenfroher Triumph (xayxa-
Xouov) wie bei diesem. Man sollte schwören, entweder
der Poet habe bei seiner Schilderung unsere Statue vor
Augen und mit der Beschreibung davon jenen Theil seines
Gedichtes zu verzieren zur Absicht gehabt, oder unser
Künstler habe Zug vor Zug, Wort vor Wort die Schil-
derung des Dichters nachgebildet.

Ohne indessen hier die Frage weitläustiger zu erörtern,
ob unser Werk das Originalwerk sei, von dem die Idee
zuerst ausgegangen, woran man billig zweifeln muß, könnte
man doch mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß der
Dichter dem Künstler seine Schilderung verdanke und ein
wirkliches Kunstwerk vor Augen gehabt-habe, weil er sich
in so enaen Schranken hielt und fast nichts mehr und
nichts weniger sagt, als was im Kunstwerke enthalten ist,
da doch die Dichter umgekehrt, wenn sie sich unabhänaig
ihrer Phantasie überlassen, reicher in ihren Schilderungen
zu seyn pflegen als die Künstler, und es auch seyn können;
da diese von viel engeren Gränzen bei ihren Darstellungen
eingeschlossen werden. Zu verwundern wäre es auch nicht
 
Annotationen