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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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Erster Abschnitt
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Levezow, Konrad: Amor und Ganymedes die Knöchelspieler: zur Erläuterung eines alten Kunstwerks in dem königlichen Schlosse zu Charlottenburg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0248
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Nachahmung jener Vorstellung Polygnots gewesen, die sich
nur in den übrigen Portratfiguren, doch mit beibehaltener
Stellung und Lage, in eine züchtigere Bekleidungsart umge-
ändert hatte. Vielleicht aber hatte man diese jungen Mäd-
chen in dem lieblichen Charakter spielender Grazien überhaupt,
ohne weitere Rücksicht abgebildet, von denen uns Pausanias
in noch zu seiner Zeit vorhandenen Kunstwerken mehr als ein
Beispiel giebt, daß man sie gern mit solchen natürlichen und
kunstlosen Gegenständen spielend vorstellte. — (Paus. VI,
24.) In dieser Stelle z. B. erzählt er, daß die Grazien zu
Elis einen Tempel hatten, worin ihre Bildsäulen standen.
Die nackten Theile daran waren von weißem Marmor gebil-
det, die Gewänder von Gold. Die eine trug einen Rosen-
zweig, die andere hielt einen Astragalus, die dritte ein klei-
nes Myrtenreis. Nun setzt er hinzu: „Die Bedeutung
dieser Symbole ist leicht zu finden. Rosen und Myrten
sind wegen ihrer Lieblichkeit der Venus heilig; die Grazien
aber stehen mit dieser Göttin im nächsten Verhältniß. Der
-Astragalus paßt für Jünglinge und Jung-
frauen und ist ein Spielzeug für Leute, wel-
che das Alter noch nicht des Liebreizes be-
raubt hat." —

Aber, um noch einmal auf unsere Gruppe zurückzukom-
men, Niemand wird sich hoffentlich darüber verwundern,
daß der erste Urheber dieser Idee, sei es der Dichter, sei es
der Künstler gewesen, den Amor und Ganymedes also spie-
lend darstellte. Daß beide auch als Kinder, nicht immer
als erwachsene Knaben, oder dem Jünglingsalter nahe,
hundertmal geschildert und abgebildet worden sind, wer sollte
das nicht wissen? Auch die alte Kunst hat so gut, wie die
alte Poesie neben dem Knaben Amor und Ganymedes,
ihren Amor und Ganymedes als Kinder. Warum sollte
man sich daher verwundern, daß man sie in einem kin-
dischen Spiel begriffen sieht, oder wohl gar daran Aerger-
niß nehmen? Homer, der größte aller Dichter, berichtet
uns, daß es im Olymp zugehe unter den Unsterblichen,
wie er gesehen hatte, daß es sich täglich unter den Men-
 
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