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Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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Erster Abschnitt
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Levezow, Konrad: Amor und Ganymedes die Knöchelspieler: zur Erläuterung eines alten Kunstwerks in dem königlichen Schlosse zu Charlottenburg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0249

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196 —-—

schen zutrug und begab. Im Vorsaale des Zeus spielen
deshalb, nach unserem freilich viel spateren alexandrini-
schen Dichter, wie in der Vorhalle der Wohnungen der
Erdenkönige und Heroen ihre Kinder zu spielen pflegten,
jene beiden olympischen Kinder aus Jupiters Familie, zum
Spiel durch ihr Alter gleich geneigt, (6nySes; nach Apoll,
louius) mit einander, und zwar, was zum großen Ruhme
dem Dichter oder dem Künstler gereicht, der sie zuerst
also spielen ließ, so erpicht auf Gewinn und Verlust, daß
durch die Folgen davon sich der Charakter eines Jeden auf
das eigenthümlichste und treffendste offenbart. Jener muth-
willige schlaue Amor steht als triumphirender Sieger schaden-
froh da, Ganymedes aber, im mindesten nicht muthwillig,
sondern durch Jupiters Dienst und Liebe zu sanfteren Em-
pfindungen gestimmt, selbst keines Betruges fähig und auch
fremden nicht argwöhnend, sitzt durch seines Mitspielers Lift
berückt und besiegt zu dessen Füßen traurig an der Erde.

So offenbarte sich also auch in der Wahl des Moments
die sorgfäitige Ueberlegung des Künstlers und die große Ein-
sicht deffelben in die Vortheile, welche der Gegenstand seiner
Kunst gewahren konnte. Denn weniger reich an eigenthüm-
lichem Ausdruck wäre offenbar der Moment des Spielens
selber gewesen, wie wir es noch an den Bildern der Knöchcll
spielerinnen sehen; wenn gleich nicht zu läugnen ist, daß
dieser ruhigere Moment sich besser für Porträtdarstellungen,
welches sie seyn sollten, schickt. Das vollendete Spiel mit
seinen Folgen stellt uns hingegen in einem lebendigeren Bilde
die Gemüthseigenthümlichkeiten eines jeden der beiden Kin-
der auf eine bestimmtere Weise dar, erhöht dadurch das in-
nere Leben des Bildes ungemein, und gewährt dem Künstler
den in der Kunst so bedeutenden Vortheil des Kontrastes,
außer dem Gemüthseindruck des einen lächelnden und des
andern betrübten Kindes, auch in der äußern Form, in-
dem es ihm erlaubte, das eine Kind stehend, das andere
sitzend darzustellen, was die Abwechselung und Mannig-
faltigkeit der Stellung sehr wirkungsvoll vermehrt.

Gestattet sei es hier noch einmal zu erwähnen, daß, wenn
 
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