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Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Zweiter Abschnitt
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Hirt, A.: Ueber das Material, die Technik und den Ursprung der verschiedenen Zweige der Bildkunst bei den griechischen und den damit verwandten italischen Völkern, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0276

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- 22.3

gel, konnten dünngesagte Scheiben und Streifen von Elfen-
dein dienen. Aber bei großen Standbildern ging dies nicht
an. Hiezu wurden stärkere und dickere Stücke Elfenbein
erfordert, um in dem Körper des Bildes die Erhabenheiten,
die Rundungen und Tiefen arbeiten zu können. Schon die
genauen Fügungen erforderten eine größere Dicke der Stücken.
Allein dies erklärt die Schwierigkeit der Technik noch nicht.
Die Frage ist vielmehr: wie man es anfieng, so viele
Stücken so genau zu bearbeiten und zusammen zu passen, daß
das Ganze gleichsam als Ein Guß aussah. Dies würde,
wie es scheint, fast unerreichbar gewesen seyn, wenn man
jedes Stückchen für sich hätte ausarbeiten, und dann zu an-
dern auf den Kern passen wollen. Andrerseits würde es aber
eben so wenig zweckmäßig gewesen seyn, den ganzen Kern zu-
erst mit den rohen Stücken von Elfenbein zu umkleiden, und
dann erst die eigentliche Bearbeitung zu beginnen. Denn es
ist nicht begreiflich, wie bei der Arbeit manche Theile und
Fügungen nicht hätten leiden sollen: und dann: wie solche
beschädigte Theile aus dem Ganzen wieder herausnehmen,
und ausflicken? — ferner, wie sehr würde bei einem solchen
Beginnen die Arbeit in die Länge gezogen worden seyn, in-
dem gleichsam immer nur einer an dem Ganzen hätte arbei-
ten können.

Meine Ansicht ist daher, daß man hiebei wie bei dem
Treiben der Statuen in Metall verfuhr, das ist: daß man
die Elsenbeinstücke nicht einzeln, sondern mehrere zusammen
in größern Theilen bearbeitete. Ich erkläre mich: man denke
sich einen Colossalkopf, wie der des Jupiter zu Olympia, von
etwa sechs Fuß Höhe. Hievon würden wir das Gesicht
durch drei horizontale Schnitte in drei gleich hohe Theile
theilen, und dann jeden dieser Theile durch einen senkrechten
Schnitt wieder in zwei gleiche Theile, so daß also das ganze
Gesicht in sechs gleichen Theilen vor uns zerlegt wäre. Jeder
dieser sechs Theile für sich hätte noch eine bedeutende Größe,
so daß zu jedem noch mehrere Stücken des Elfenbeins erfor-
derlich sind, um ihn zu überkleiden. Man sieht also, daß
ich den Kern von Holz, der den Elfenbeinstücken zur Unter-
 
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