Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

DOI issue:
Vierte Abtheilung
DOI article:
Osann, Friedrich: Ueber eine vor kurzem in Pompei ausgegrabene Hermaphroditenstatue
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0403

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
349

Copie des bronzenen Originals, obwohl dieser Annahme das
überlieferte Werk durchaus nicht widerspricht. Die Granzen
historischer Zuverlässigkeit wohl erachtend, bewahren wir uns
billig, Möglichkeiten zu Wahrscheinlichkeiten zu erheben, die
man früher oder spater in ihr Nichts zurück sinken sieht.
Als ausgemacht halten wir nur das fest, daß, müßte eine
von den beiden Hermaphroditenstatuen Nachahmung der Po-
lykleischen seyn, man nicht anstehen würde, die Pompeischen
dafür zu erkennen.

Noch wag hier eine Bemerkung statt finden, die oben
nur flüchtig angezeigten an der Statue des Hermaphroditen
befindlichen Faunenohren betreffend, einen für die archäolo-
gische Mythologie nicht unwichtigen Gegenstand. Nur Fri-
volität selbst könnte die Entstehung der Bildung von Herma-
phroditen und ihren häufigen Gebrauch im Alterthum leicht-
fertigen, muthwilligen Ideen zu schreiben: wer mit dem
Alterthum etwas vertraut in der Theologie der Alten das
dunkele Ahnden eines Deismus symbolisirt erkennt, wird
auch in der Zwittergestalt des Hermaphroditen eine tiefere
Bedeutung suchen; und indem die gangbare Gestaltung von
antiken Hermaphroditen nicht einmal als reine Nachahmung
wirklicher Naturgeschöpfe angesehen werden kann, sondern
wahrscheinlich nur nach wirklichen Exemplaren in der Natur
eine idealisirte bestimmte Bildung angenommen hat, so sind
wir um so mehr befugt, den Grund außerhalb der bloßen
Nachahmung der Natur zu suchen. Auch würde die häufige
Kunstbildung von Hermaphroditen für das allgemeine Ver-
sia'ndniß eine viel genauere Bekanntschaft mit wirklichen Bei-
spielen verlangen, die doch so selten in der Natur gewöhnlich
nur zur Kcnntniß Einzelner gelangen.

Erwägt man dagegen die vorzüglich dem Orient eigene
Vermischung zweier Gegensätze, Geschlechter, Körper zu einem
symbolischen Ganzen vereint, überhaupt die im Alterthum
übliche Bezeichnungsart mehrerer verschiedener Kräfte und
Erscheinungen durch ein bildliches Zeichen: so wird man auch
gezwungen seyn das fragliche Doppelwesen auf ähnliche Art
 
Annotationen