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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Vierte Abtheilung
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Böttiger, Carl August: Ueber die Hermaphroditen: Fabel und Bildung: (als Zugabe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0407

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durch ganz Oberasien, Aegypten und Griechenland. Ein
großer Theil der eben so sinnreich combinirten, als gelehrt
unterstützten Forschungen, welche Creuzer in seiner ganz
umgearbeiteten Ausgabe der Symbolik, wovon wir nun die
ersten zwei Lheile besitzen, findet in diesem Gcschlechtsdualis-
mus seine Begründung. Ich erinnere hier nur an die agyp-
tische Pthas-Neith, aus welcher in Verbindung mit der
uralten phönizischen Weisheit die orphische Lehre der mann-
weiblichen Gottheit (d(Dpevö$qkvg) abstammte und selbst der
platonische Mythos von den sich suchenden zwei Hälften
seinen Ursprung nahm, an die von Creuzer zuerst ganz
aufgeklärte magisch-persische Doppelsage von Mitra, dem
weiblichen Himmelsfeuer (Proserpina-Venus) und M i t h r a s,
dem männlichen Himmelsfeuer oder der Sonne in Einer Potenz
(s. Creuzer's Symbolik Th. I. S.723 ff. 2teAusg.),
an den Adonis xovpq xai xogos, d. h. mit der Präponde-
ranz des männlichen Prinzips (Creuzer's Symbolik
Th. H. S. 106. 2teAusg.), an die bärtige cyprischeVenus,
oder den ACpgöhirog (wovon nach Heinrich's trefflicher
Abhandlung nun auch Creuzer noch viel Vemerkenswer-
thes erinnert Th. II. S. 34. 2te Ausg.). Dieß alles ist
nur Fortpflanzung, Entwickelung, auch wohl Ausartung
jener in der Nymphäa Nelumbo gebornen und vorgebil-
deten mannweiblichen Doppelgestalt. Eine besondere
Trennung und Ausartung dieses Geschlechts-Mysteriums
findet sich in der so oft misverstandenen phrygischen Priester-
sage von dem sich selbst entmannenden schönen Jüngling Attis
und allen seinen Nachfolgern, den freiwilligen Priestercastra-
ten, den Gallen. Denn, was selbst Creuzer in feinen letzten
gelehrten Andeutungen darüber nicht ganz deutlich ausgespro-
chen hat, es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Attis-Com-
babus mit allen seinen Nachfolgern in sich selbst die ursprüng-
liche Vermischung beider Geschlechter, die hermaphroditische
Zwitternatur habe darstellen wollen. Das geht nun durch
manche Spuren selbst in den frühesten hellenischen und itali-
schen Religionsbegriffen fort. Oder ist, um hier nur Eines
zu erwähnen, die alte Figur des göttlichen Mannweibes,

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