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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Vierte Abtheilung
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Böttiger, Carl August: Ueber die Hermaphroditen: Fabel und Bildung: (als Zugabe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0413

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nie selbst genießend, und eben dadurch sich über seinen ganzen
Lhiasos göttlich waltend hervorhebt. Die bekannten Stellen
bei Ovid (Virginea puerum forma Metarn. III,
607.) und andern Dichtern, wo seine Knabenschönheit mit
Jungfräulichkeit vermischt uns vorgestellt wird, mag wohl
den weichlichen Zärtling, aber nicht den wirklichen Androgyn,
Liese Ausgeburt einer üppig-verirrten Fantasie, andeuten.
Doch Guattani verbessert sich selbst und bemerkt in der Er-
klärung p. LXX. er habe nichts dagegen, wenn man in
dieser Figur auch nur einen einfachen Hermaphroditen finden
wolle. Ob der in Lassie's Catalogue n. 2519 ange-
führte Cameo wirklich alt ist, wer mag es bestimmen, ohne
wenigstens die Paste gesehen zu haben. Nach Raspe's Be-
schreibung ist er in der Anordnung der den Schläfer um-
gebenden Figuren allerdings verschieden. Man kann mit
Recht annehmen, daß in den meisten größer» Bacchanalen —
denn wie viele auf Sarkophagen und andern Reliefs ge-
bildete Vorstellungen besitzen wir ganz? — diese Scherzo
des beschlichenen und enthüllten Hermaphrodit zu den her-
kömmlichen Künstler - Episoden gehörte und gar nicht fehlen
durfte. Ja es ist mir wahrscheinlich, daß selbst die allbe-
kannte Statue vorwärts liegender Hermaphroditen, sich
eigentlich auf einen größer» Statuenverein, wie sie Scopas
und die ersten großen Meister schon vereinigt bildeten, (S.
Andeutungen S. 1Z7.) bezogen habe, in welchem der
bacchische Hermaphrodit von einem lauschenden Waldgott be-
schlichen wurde. Später bildete man mehr den liegenden
Hermaphrodit in der weichlichsten und einladendsten Stellung
ganz allein. Denn der Borghesische mit seinen Brüdern in
Florenz und Paris (?) sind allerdings in sich geschlossene,
einer Seitenfigur nicht mehr bedürftige Bildwerke.

Man wird kaum irren, wenn man annimmt, daß bei
jeder von einem tüchtigen Meister einmal im Kunstgebrlde
ausgesprochenen Idee der stets neues hinzuschaffende, das
alte schon gegebene weiter fortbildende, in Stellung und
Situation die Vorgänger gleichsam überbietende, griechische
Bildungstrieb nun auch alle mit Schönheit vereinbare Aban-
 
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