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Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Erster Abschnitt
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Hirt, A.: Ueber die griechische Bildkunst, [2]: Fünfter und sechster Abschnitt ; Geschrieben den 10 December 1805. Vorgelesen den 5. Febr. 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0079

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I

- 43

den. Die Griechen dienen, verkehren und reisen allda; sie
unterrichten sich ämsig in allem Wissenschaftlichen: und bei
diesem Zustande der Gährung und des Aufstrebens, in wel-
chen der Verkehr mit dem gebildetsten Volke sic versetzte —
sollten die Künste das Einzige gewesen seyn, was sic in ei-
nem Lande unbeachtet ließen, wo des Wundervollen sich dem
Neuling so viel darstellte, aber wo gerade vor allem andern
das Bewunderungswürdigste die Kunst war? —

Nähere Beweise über einen solchen Gang der Kunst-
bildung bei den Griechen kann ich nicht darlegcn. Nur
Divdor (i, 98.) sagt: daß nach der Versicherung der
ägyptischen Priester die berühmtesten ältern Bildner einige
Zeit bei ihnen zubrachtcn, wie die beiden Samicr, Teleclcs
und Theodorus, Söhne des Rhöcus. Diese Künstler ver-
fertigten eine Statue des pythifchen Apollo für die Samier,
und zwar Telecles die eine Hälfte derselben zu Samos, und
Theodorus die andere Hälfte zu Ephesus. Bei der Zusam-
mensetzung paßten die beiden Hälften aufs beste. Dies be-
wirkten die beiden Künstler, indem sie nach den Grundsätzen
und Verhältnissen verfuhren, welche den ägyptischen Künst-
lern eigen waren, und worüber der Geschichtschreiber nähere
Auskunft giebt, und woraus man sieht, daß die ägyptischen
Meister sich einen eigenen Canon von den Verhältnissen des
menschlichen Körperbaues abstrahirt hatten. Ueber die ge-
nannten hämischen Künstler sehe man den ersten Band der
Amalthea S. 267". Sollte cs noch anderer Beweise bedür-
fen, daß auch Männer nach Aegypten wallfahrtcten, welche
die Kunstkultur, so wie andere die Wissenschaften, von dort
nach Griechenland zu verpflanzen strebten? —

Hiemit hätten wir die eine Hälfte unserer Aufgaben
gelöst. Die Griechen schöpften die Kunst nicht
aus sich selbst; ihre Führer und Lehrer waren
wesentlich die Aegypter.

tz. 8. Die andere Hälfte der Aufgabe besteht darin, zu
zeigen, bis auf welchen Punkt die Griechen die Kunst von
den Aegypcern erlernten.
 
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