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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Hirt, A.: Ueber die griechische Bildkunst, [2]: Fünfter und sechster Abschnitt ; Geschrieben den 10 December 1805. Vorgelesen den 5. Febr. 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0081
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„Man sähe auf dcn Wänden große Bildwerke, den tyrrhe-
nischen und den altgriechischen sehr ähnlich *• — und durch
Plato (eie leg. 2, p 656.) erfahren wir, daß vermöge
eines Gesetzes es weder dm Mahlern, noch den Bildnern in
irgend einer Art erlaubt war, etwas Neues in die Kunst
einzuführen. Daher die Kunstwerke, welche vor zehn tau-
send Jahren gemacht wurden, nicht so alt schienen, und
weder schöner noch häßlicher wären, als die, welche heute
gemacht würden, sondern alle denselben Stil an sich trügen.

Diese beiden Stellen von zwei der wichtigsten Schrift-
steller, die in Aegypten waren und als Augenzeugen sprechen,
sagen vollkommen demjenigen zu, was sich jetzt noch in den
zahlreichen Ucberresten von ägyptischer Kunst wahrnehmen
läßt. Der Stil derselben, wie Plato angicbt, ähnelt sich
in allem, und es ist nicht möglich, unter denselben ein Frü-
heres und ein Späteres zu bestimmen; und der Unterschied,
den man wahrnimmt, beruht bloß auf einer mehr oder weni-
ger besorgten Technik. Auch bewahrt sich, was Strabo von
dcn Kunstwerken der Aegypter sagt, nämlich daß sie den
altgriechifchen und hetrurischen Arbeiten ähnlich wären.

Ein gewisses Steife und Ungelenkige herrscht fortdauernd
in den ägyptischen Werken, und man gewahrt nur eine gerin-
ge Verschiedenheit in der menschlichen Gestalt, sowohl in
Beziehung auf ihr Ganzes, als auf die einzelnen Theile.
Dieselben Formen wiederholen sich, die Gliedmaßen sind ge-
wöhnlich von geringer Fülle, die Muskeln und Gelenke nur
wenig bezeichnet. Doch sind die Handlungen manchmal nicht
nur sehr verständig, sondern auch kühn bezeichnet. Biswei-
len entwickeln sich Ideen von eigenthümlicher Großheit in
der Handlungsweise, und selbst manchmal ein tiefes Zartge-
fühl in der Geberdung bei fast unbewegten Gesichtszügen.

Ein Gleiches zeiget sich in den altgriechischen und tyrrhe-
nischen Werken; bloß möchte ich beisetzen mit dem Unter-
schiede, daß man in der Unbeholfenheit von diesen noch die
Jugend und das Unvermögen in der Kunst wahrnimmt; bei
der Betrachtung der ägyptischen Werke hingegen hat es nicht
selten den Schein: es habe nur von dem Wollen der Meister
 
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