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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Hirt, A.: Ueber die griechische Bildkunst, [2]: Fünfter und sechster Abschnitt ; Geschrieben den 10 December 1805. Vorgelesen den 5. Febr. 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0092

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56 -

fettigen Betrieb der Kunst und durch eine größere Anzahl
von Meistern, welche sich wechselseitig in die Hand arbeiten,
bewirkt werden. Hiezu wird ein ausgedehnter Kunstfleiß,
und eine Art von bleibendem Kunstzustand bei einem Volke
erfordert- Allein in den Schriften Homer's gewahren wir
hievon nichts. Er redet weder vom Zeichnen, noch Mahlen,
so daß auch Plinius (.36, 6.) bereits bemerkt: es scheine
nicht, daß in dem Trojanischen (welches ohne Zweifel so viel
heißen soll, als im Homerischen) Zeitalter die Mahlerei vor-
handen gewesen sey. Das Wort ypatyeiv, das bei den Spä-
ter«, das Zeichnen und Mahlen, wie das Schreiben, bedeutet,
kommt einzig im Sinne des Ritzens, des Einritzens vor.
Nur in der Stelle, welche die Art von Brief betrifft, womit
Dellerophon von Prötus an seinen Schwiegervater geschickt
wird, ist der Sinn zweifelhaft. Die Zeichen fanden sich
auf einer Holztafel: ob eingeritzt, eingeschnitten, einge-
stochen, oder mit Farben gewählt, oder geschrieben, laßr sich
nicht bestimmen.

Von Modellen in Thon, oder in Holz, und überhaupt
von Plastik und Holzschnitzerei ist eben so wenig die Rede,
wenn man nicht etwa das trojanische Pferd des Epeus (Od.
8, 292.) hierher zahlen will, obwohl man leicht begreift,
daß dies eher einem unförmlichen Gerüste, als der wirklichen
Gestalt eines Pferdes ähnlich seyn mochte.

Homer beschrieb die Kunstwerke, so wie er sie etwa sah;
aber von der Art und Weise, wie man bei der Verfertigung
derselben verfuhr, von dem eigentlichen Studium und dem
technischen Gange findet sich nirgends eine Spur. Vulcan
schmiedet den Schild und die übrigen Waffen des Achilles
mit so wenig Umstanden, wie einer unserer Schmiede ein
Hufeisen. Man kann zwar hier einwerfen: der Künstler sey
ein Gott, und bedürfe der Vorbereitung, der Modelle und
Hülfsmittel nicht, wie ein gewöhnlicher Meister. Gut!
Aber warum ist denn der Dichter so umständlich, von der
Werkstatt, den Blasebälgen, der Esse, vom Schmelzen der
Metalle, dem Ambos, Hammer und Zange zu sprechen? Er
 
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