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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Hirt, A.: Ueber die griechische Bildkunst, [2]: Fünfter und sechster Abschnitt ; Geschrieben den 10 December 1805. Vorgelesen den 5. Febr. 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0093
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versäumt nichts, uns die gewöhnliche Einrichtung einer
Schmiede vor die Augen zu bringen/ aber von der Einrich-
tung/ die eine künstlerische Werkstatt erfordert, erfahren wir
nichts. Eben so verhält es sich, wenn er uns in das Webcr
zimmer der Andromache führt. Sic arbeitet an einem Ge-
wände von vielfarbigen Blumen auf einem weißen Grunde,
aber von der Art, wie eine solche Arbeit gemacht ward, laßt
uns der Dichter nichts einschen. Er giebt uns überall den
Effekt der vollendeten Arbeit, aber nie das Eigentliche der
Technik.

§. 6. Der Dichter weiß ferner auch nicht einen Künst-
ler unter den Griechen zu nennen, wenn es nicht Epeus, der
das trojanische Pferd gezimmert hat, seyn soll, oder wenn
man unter dem Künstler, welcher für Ariadne zu Cnvssus in
Creta den Reigentanz verfertigte, nicht den Vulcan selbst,
sondern jenen athenischen Dadalus, verstehen will(Il. 18,
590.). — Alle Bildwerke in Metall bei Homer sind Ar-
beiten Vulcan's. Der Gott schmiedet den Schild für Achil-
les, so wie auch den des Hercules bei Hesiodus; er arbeitet
die goldenen Jünglinge und die silbernen Hunde im Hause
des Alkinous, und bei den Phöniziern den silbernen mit
einem goldenen Kranze versehenen Krater, welchen Menelaus
zu Sidon von dem Könige Phädimus als Gastgeschenk erhielt,
und wieder als ein solches an Tclemach schenkte. Unter de«
Menschen nennt er einzig die Sidonier als sinnreiche Künst-
ler in Erz (II. 23, 741.).

So wie Vulcan dem Dichter der Repräsentant aller
Kunst in Erz ist; so ist es Minerva, welche die künstlichen
Gewände wirkt, oder in den Webestellen die Frauen unter-
richtet. Dabei gedenkt Homer der Sidonischen Mädchen,
welche Paris wegen ihrer Kunstfertigkeit aus Phönizien nach
Troja bringet, wodurch der Dichter bemerkbar machet,
daß solche Künste bei den Phönizischen Frauen einheimisch
waren, und die kunstreichen Gewebe, welche Helena und
Andromache fertigten, hauptsächlich durch Hülfe jener Phöni-
 
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