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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Sechster Abschnitt
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Hirt, A.: Neptun und Amymone
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0319
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279

Wir kommen nun zur Ansicht unseres Monumentes
zurück.

In der Mitte des Bildes auf einer höhern Stelle sitzt
Neptun in der anscheinlich ruhigen Stellung eines Schieds-
richters. Der starke Gliederbau, die mächtige Brust, der
starkgcrollte Bart, das Schilf um die Haare, und der Drei-
zack in der Rechten laßt keinen Zweifel über den Gott, der
mit seinem Element die Erde umgürtct.

Vor dem Neptun steht Amymone. Der Krug, der sich
durch seine zwei Henkel, um ihn besser handzuhaben, und
durch den engen Hals als Wasscrkrug kenntlich macht, ist
vor ihr aufgestellt. Mädchenhaft bloß in die Tunika ohne
Ermel gekleidet, scheint sie einiges mit Nachdruck dem Gotte
vorzutragen, nämlich die Anklage gegen den hinter oder
neben ihr stehenden Satyr.

Dieser, die dritte Figur, macht sich durch seine Ge-
sichtöformen, die Stülpnasc, das kleine blinzelnde Aug', das
in die Höhe gezogene Brau, die kahle Stirn, mit Ephcu
bekränzt, die langen Ohren, dann durch seinen derbem
Körperbau, die vorn über die Brust geknüpfte, hinten her-
abhangende Nebris, und durch den Thyrsus in der Rechten
genugsam kenntlich. Niemand kann darin den umhcrlau-
schenden, den Mädchen furchtbaren, Walddämon verkennen.

Betrachtet man die drei Figuren so zu einander, so läßt
sich nicht wohl zweifeln, daß wir gedachte Fabel der Amy-
mone vor uns haben; daß aber hier die Unbild, welche der
Königstochter von Seite des vorgeblich zuerst beleidigten und
aufgereitztcu Satyr's wicderfuhr, schiedsrichterlich verhan-

O.ucll ist einige Verschiedenheit bei den genannten Erzählern. Lucian
tDialog. iVlarin. I^o. 6.) erzählt den Vorgang nach seiner eigenen
Weise. Nach ihm schilderte Triton dem Meeresgott, seinem Herrn,
die Reize der Königstochter, welche nach Wasser ausgeschickt zu wer-
den pflegte, so nachdrücklich, daß sich Neptun die Zusammenkunft
gerne gefallen ließ, und so dieselbe mit Gewalt raubte. Auch bei
Philostratus in dem achte» Gemälde des ersten Buches scheint der
Vorgang als ein Raub oder Ueberraschung behandelt gewesen zu seyn.
 
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