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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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I
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Roehden, Georg Heinrich: Ueber den Torso der Richmondischen Venus im brittischen Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0056
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vor dem Genie und den Kunstfähigkeiten eines großen Mei-
sters verschwinden. Es bleibt nicht, wenn man vor dem
Torso des Michel Angelo stehet, und verliert sich ebenfalls,
wenn das Auge bei dem schönen Muskelbau des Theseus im
brittischen Museum zögert. So ist es aber nicht bei andern
Gebilden, z. B. nicht bei der Venus von Ostia *) im brit-
ischen Museum. Dieß ist ein achtbares Kunstwerk und wird
von Vielen hoch gehalten: **) allein wenn man es betrach-
tet, so sieht man doch nichts als Marmor, Marmor!

Dagegen hat man jene hohen Eigenschaften der größten
Kunst an dem Ueberbleibsel eines trefflichen Werkes, einem
Torso, der sich im brittischen Museum befindet, zu be-
wundern. Es ist der verstümmelte Leib eines weiblichen
Bildes, das seiner Schönheit wegen eine Venus genannt
zu werden verdient. Von einem vormaligen Besitzer, dem
Herzoge von Richmond in England, werde ich es die
Richmondische Venus nennen: und diesem Torso
der Richmondischen Venus sollen die folgenden Blatter ge-
widmet seyn.

Dieser herrliche Torso war in Italien zu Cap o d'Anz o,
in der Nähe von dem jetzigen Nettuno, ***) wo die

So zu benennen, weil sie zu Ostia gefunden war. Synopsis
of tlie British Museum, S.8I. No. 14. nach den beiden letzten Aus-
gaben, der ryten von 1321, und der rosten von 1322; nach den frü-
hem Ausgaben No. 11. in dem 2ten Zimmer der Alterthümer.

**) Dazu tragt die gute Erhaltung des Bildes viel bei. Hr.
Townley, der vormalige Besitzer desselben, schätzte beinahe kein
Stück seiner Sammlung höher: doch giebt es Leute, welche dem
Ausspruche dieses Kunstfreundes, in Sachen des Geschmacks, nicht
blindlings huldigen.

***) Daß dieses der Fundort des Torso war, darüber berufe
ich mich auf das Aeugniß von B aretti, welcher seine Nachrichten
dem Cipriani zu verdanken hatte; Cipriani aber scheint sich über
alles, was den Torso anging, genau belehrt zu haben. Die Stelle,
wo Baretti davon redet, findet sich in einer kleinen Schrift, beti-
telt: A Guide througli the Royal Academy (of London) by
 
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