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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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IV
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Klenze, Leo von: Ueber die Bearbeitung runder architektonischer Formen mittelst der Drehbank
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0131

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stimmt war. Es scheint nämlich sowohl aus der Natur der
Sache, als aus der obigen Stelle des Plinius vom Sami-
schen Labyrinthe hervorzugehen, daß man die Säulen stehend
und nicht an zwei Punkten in horizontaler Lage hangend be-
arbeitete und abdrehte. Denn kaum ist es zu denken, auf
welche Art man Steinblöcke von so'großer Dimension, als die
Säulen eines Labyrinths seyn mußten, in horizontaler Lage
so zu befestigen vermocht hätte, daß ein Knabe sie drehen
konnte. Um diese Leichtigkeit der Bewegung aber zu bewir-
ken, wenn der Stein senkrecht steht, und unten einen festen Ru-
hepunkt hat, sind nur sehr einfache leicht auszuführende mecha-
nische Mittel nöthig. Unser dorischer Säulenknauf scheint die-
ses zu bestätigen, und auch die Art der Befestigung zu erklären.
Es war nämlich, um ihn abzudrehen, auf der unteren Dreh-
scheibe, um welche wahrscheinlich ein Seil zum Drehen ging,
ein viereckigter hölzerner oder eiserner Zapfen befindlich, wel-
cher genau in das untere Loch des Saulenhalses eingepaßt
ward, und dieses allein konnte dem wahrscheinlich schon zu-
vor rauh zuboßirtem Steinblocke schon eine hinreichend feste
Auflage sichern, um mit aller Genauigkeit abgedreht zu wer-
ben. Jedoch kann, wie gesagt, vermittelst der oberen Löcher
noch eine Befestigung statt gehabt haben, ja vielleicht sogar
der ganze Knauf mit dieser Oberseite auf der Drehscheibe be-
festigt gewesen seyn.

Was die Drehbank selbst anbelangt, so scheint es uns
nicht unwahrscheinlich, daß die alte Töpferkunst, welche der
höheren Plastik so vieles gab und überlieferte, auch hier der
architektonischen Technik das mechanische Princip lieh. Eine
solche architektonische Drehbank kann nämlich ganz so einge-
richtet werden, wie eine Töpferdrehscheibe, nur mit dem
Unterschiede, daß bey größerem Widerstande der zu bearbei-
tenden Masse die Kraft des Fußstoßes nicht mehr hinreichte,
sondern durch irgend ein anderes stärkeres Mittel ersetzt wer-
den mußte. Das Verfahren der Florentiner in ihren Ala-
basterfabriken, kann hier schon einigen Aufschluß mehr ge-
ben, obwohl dort gewöhnlich nur kleine Stücke Stein bear-
beitet werden. Diese Bearbeitungsmethode bietet aber da,
 
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