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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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IV
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Klenze, Leo von: Versuch einer Darstellung der technischen und architektonischen Vereine und ihrer Wirksamkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0134

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79

Epochen schon manches sehr schätzbare geschehen ist. Eine
vollständige Geschichte der Kasten, Vereine und Gesellschaft
ten zu geben, welche von den ältesten Zeiten bis auf die
unsrige sich ausschließlich der Ausführung großer Werke der
Architektur widmeten, scheint uns ebenfalls ein noch zu er-
füllender Wunsch. Ja es ist, soviel uns bekannt, noch nicht
einmal ein Versuch gemacht worden, das uns darüber allge-
mein Bekannte näher zu erforschen, zu entwickeln, und zu
einem Ganzen zu verknüpfen, und dieses giebt uns die Hoff-
nung einer nicht ungünstigen Aufnahme eines Versuchs der
Art. Das Feld ist allerdings groß und schwierig, und ich
kann nicht hoffen, es ganz zu erschöpfen. Aber doch wollen
wir es versuchen, die ersten Striche und Massen des Ganzen
zu zeichnen und anzugeben, vielleicht daß Andere sich da-
durch veranlaßt finden, das Fehlende noch hinzuzusetzen.

In dem Gebiete der höheren Architektur werden zwei-
fache Kräfte in Anspruch genommen: die freie Kunst und
die positive Wissenschaft. Beide üben gleiche Macht darin
aus, und dieses nicht getrennt einander folgend, sondern in
stets sich ergänzender Wechselwirkung neben einander fortge-
hend. In dem ersten Momente einer architektonischen Con-
ception muß die freie Phantasie des Künstlers, welchem die
Grundgesetze der Wissenschaft, wie dem Plastiker die For-
men der Glieder zur unbewußten Gewohnheit geworden sind,
walten und gestalten. Durchdrungen von den Gesetzen die-
ser Wissenschaft, muß der Architekt der Charakteristik und
Schönheit, welche ein Gegenstand bedingt und zuläßt, aus
sich selbst-, und dem in sein Inneres aufgenommenen Be-
griffe der Individualität dieses Gegenstandes als Künstler
entwickeln. Aber in eben dem Grade, worin sich diese erste
freie Bildung vollendet und gestaltet, drängt sich auch der
ganze Umfang des positiven Wissens hervor, und hilft die
freie Bildung der Phantasie zur Reife bringen und vollenden.

Nur auf diesem Wege konnten und wurden Werke der
Architektur in der höheren Bedeutung des Worts erzeugt,
und gewiß war er es, welchen die großen Architekten aller
Zeitalter gingen. Wir dürfen es zum Ruhme dieses Faches
 
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