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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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Böttiger, Carl August: Ueber die sogenannten Karyatiden am Pandroseum und über den Mißbrauch dieser Benennung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0199

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i44

dem attischen Sprachgebrauch bekannte Alterthümer sogleich
an die beim Tempeldienst und bei den Processionen geschäf-
tigen athenischen Jungfrauen, nicht aber an die entwürdigten
Weiber von Karya in Peloponnes denkt. Es ist aus dev
Hauptstelle beim Pausanias 9) zur Gnüge bekannt, daß die
Lacedamonischen Jungfrauen ihrer großen Licht- und Na-
turgöttin, der zur Dorischen Jägerin umgestalteten Artemis
zu Karya alljährig einmal den alten asiatischen Hierodulen-
tanz in einem eigenthümlichen Nationaltanz umgestaltet auf-
zuführen pflegten. * 9 10) Hätte doch der sonst nicht wortkarge

nop&v ixepyäsjiEvoi. Wilkins sowohl, als Walpole erklären diese
nopas für die bekannten Karyatiden im Pandroseum x. 534. 602.
In der Anmerkung x. 595. ersehen wir, daß noch jetzt diese Statuen
bei den Neugriechen xopiSia genannt werden. Das Wort noprj
kommt auch sonst in der Bedeutung eines Bildwerkes, welches ein
Mädchen vorstellt, auf Inschriften vor. S. Böckh Staats-
haushaltung der Athener Th. II. S. 271.

9) Pausanias III, 10. Z. Vol. 11. p, 51. sieb, oder T, II. p,Z2.
edit. Clavier. Die Lacedämonischen Jungfrauen führten alljährig
einmal der zu Karyä verehrten Diana Chortänze auf, wovon Pau-
sanias sagt ixipdopiot avTois 3ux$£5Tijriev opjcySis. Dieß hieß
KapvariSEiv und die Mädchen, die den Reihen tanzen, Kapva-
ribzs. S. Hesychius T. II. c. 156, n—15. Zu Meursius Collec-
taneen in Miscellaneis Laconicis I, 2. p. 5. und in der Oraeeia
keriala lib.IV. x. 1Z0. konnte auch Man so und jetztOttf. Müller
in den Doriern Th. I. S. 374. wenig hinzufügen.

10) Daß Diana Hierodulen hatte, erhellet aus der Inschrift
bei Muratori DXCI. 4. 5. Die Komanisch - Cappadocische Narur-
göttin, in deren Dienste wir die Hierodulen zuerst antreffen, war
doch ursprünglich dieselbe Artemis, die neuer' dorisirt als Jägerin
erscheint. Die taurische, blutdürstige Orthia in Sparta ist ja nur
der ältere Typus. So ließe sich auch wohl Disconti's Erklä-
rung von den bekannten leichtgeschürzten Tänzerinnen auf den Re-
liefs in der Villa Borghese Stanza IV, 21 f. im Vorsaal der St.
Marcusbibliothek bei Aanetti II, Fg. und in der Villa Albani bei
 
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